Tapetenflunder und Wanzenstraßen

Heute habe ich ein sehr unappetitliches Thema.

Deshalb sollten Sie nur dann weiterlesen, wenn bei Ihnen folgende Voraussetzungen zutreffen:

  • Volljährigkeit
  • Stabiler Magen
  • Starke Nerven

In den letzten 2 Wochen war ich dienstlich im Ausland unterwegs.

Je 3 Tage in Tschechien und in Deutschland.

Ich möchte hier weder das Land noch die Stadt und schon gar nicht das Hotel nennen, in welchem sich der folgende Vorfall ereignet hat.

Aber ich möchte sie warnen, aus dem Bauch heraus auf eines der beiden Länder zu tippen, denn Sie würden vermutlich falsch liegen.

Bevor ich mit der (leider selbst erlebten) Geschichte beginne – zwei Fragen:

  1. Wissen Sie, was eine „Tapetenflunder“ ist ?
  2. Kennen Sie den Ausdruck „Wanzenstraße“ ?

Nun, bis vor einigen Tagen konnte ich mit keinem dieser Begriffe etwas anfangen.

Bis zu meiner bereits erwähnten Dienstreise mit Unterbringung in einem 4-Stern-Hotel. Eines der besten Häuser in der Stadt.

In der ersten Nacht wachte ich auf – im Zimmer lag unangenehmer Geruch. Ich war mir aber fast sicher, daß es dieses Mal nicht von mir kommen konnte 😉 .

Als ich das Licht andrehte, krabelte da etwas auf meinem Polster. Ein kleiner Käfer ? Nichts Ungewöhnliches, wenn man in den warmen Sommernächten die Balkontüre offen läßt.

Entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten habe ich den Käfer, oder was auch immer es war, nicht bei lebendigem Leib aus dem Zimmer befördert. Da ich von der stundenlangen Anreise ziemlich erschöpft war, zerdrückte ich das „Viech“ mit einem Taschentusch und wollte schnellstmöglich weiterschlafen.

Doch was war das.

Einige schwarze und rote Flecken zierten Polster und Bettdecke.

Und da war noch ein Käfer. Jetzt beäugte ich das Tier etwas genauer – noch nie gesehen.

Sah irgendwie ähnlich wie eine Zecke aus. Just in diesem Moment erhob sich das Tier und wollte in erstaunlich hohem Tempo fliehen.

Ich nichts wie rauf, kurzer Schwitzkasten, dumpfer Knacks. Im Gegensatz zum ersten Käfer war dieser nicht so dünn und beim Zerdrücken wurde das Taschentuch von hellrotem Blut eingefärbt.

Mein Blut – wie ich vermutete. Eine Vermutung, welche sich in der nächsten Nacht als richtig erweisen sollte.

Das würde auch die roten Flecken in der Bettwäsche erklären – blieb noch das Rätsel der schwarzen Punkte (aber dazu später mehr).

Im Laufe der nächsten Viertelstunde fand ich im Bett noch 5 weitere dieser Käfer in verschiedenen Größen, je nach „Sättigungsgrad“ rot bis braun, und je nach Sättigungsgrad papierdünn bis bauchig. Ein weiteres Exemplar bestieg gerade die Wand und eines versuchte am Teppichboden das Weite zu suchen.

Irgendwann schlief ich erschöpft ein. Da bis zum nächsten Morgen keine weiteren Käfer hinzugekommen sind, habe ich den Krabbeltierbefall auf die offenen Balkontür geschoben.

Denn nach der Vernichtung des 9. Käfers habe ich trotz der Hitze die Balkontür geschlossen.

Am nächsten Tag habe ich auch gar nicht mehr an das nächtliche Erlebnis gedacht.

Nach einem arbeitsreichen Tag folgte die zweite Nacht.

Vor dem Einschlafen habe ich mich an die Käfer der letzten Nacht erinnert und die Balkontür sicherheitshalber geschlossen.

Nach etwa zwei Stunden wachte ich bereits wieder auf.

Wieder der gleiche unangenehme Geruch wie letzte Nacht.

Licht an – und – „senkrecht aus dem Bett“

Die Bettwäsche war wieder voll mit schwarzen Punkten und roten Blutflecken. Etwa 10 Käfer gaben sich auf dem Kopfpolster und der Bettdecke ein Stelldichein. Angeekelt beförderte ich die unliebsamen, nächtlichen Besucher kurz und schmerzlos (zumindest für mich) in die „ewigen Jagdgründe“.

Kurz überlegte ich, den Vorfall an der Hotel-Rezeption zu melden.

Aber jetzt mitten in der Nacht – ausgelaugt und müde legte ich mich wieder ins Bett.

Den weiteren Verlauf der Nacht, in der ich nie länger als eine halbe Stunde durchschlafen konnte (sofern man diesen Dämmerzustand, in dem ich sogar von den Käfern träumte, als Schlaf bezeichnen möchte): Wachwerden – Licht an – neue Käfer gesichtet und vernichtet. Viele kleine, juckende Punkte am Körper – im Nacken eine richtige durchgehende entzündete „Straße“. Teilweise mußte ich die Käfer im Schlaf zerdrückt haben, denn „Käfer-Bruchstücke“ und Blut überall auf der Bettwäsche.

Irgendwo bei 20 habe ich zu zählen aufgehört, es dürften mit Sicherheit aber mehr als 30 Exemplare gewesen sein.

Am nächsten Morgen war ich entsprechend gerädert. Das Bett glich einem Schlachtfeld.

Wie ich später erfuhr, hat der durch das Hotel gerufene Kammerjäger den Schädlingsbefall bestätigt.

Meine Nachforschungen im Internet waren ziemlich eindeutig:

Bei den „Käfern“ handelte es sich um Bettwanzen, die – so kann man nachlesen – vor allem in Hotels, unabhängig von den „Sternen“, wieder stetig im Kommen sind.

Nun noch kurz die Antworten auf meine Eingangsfragen:

Da Bettwanzen im hungrigen Zustand papierdünn sind (ein Zerdrücken ist wirklich nur mittels Fingernagel möglich), nennt man sie auch Tapetenflunder (weil sie sich gerne hinter Tapeten verstecken).

Da Wanzen beim ersten Stich unter Umständen nicht gleich treffen, versuchen sie es gleich daneben noch einmal.

So entstehen richtiggehende Entzündungsstreifen – die Wanzenstraßen.

Der unangenehme Geruch wird übrigens auch von den Bettwanzen erzeugt, die über Stinkdrüsen verfügen.

Und bei den schwarzen Flecken auf der Bettwäsche handelt es sich – besonders appetitlich – um klebrige Kotspuren (aber ich hatte Sie ja in der Einleitung gewarnt).

Wer mehr über Aussehen und Verhaltensweisen dieser Quälgeister erfahren will, wird z.B. bei Google fündig, wenn er nach „Bettwanze“ sucht.

Achso, um abschließend noch kurz den Titel dieses Eintrages zu erklären.

Ich bin einfach nur froh, daß ich in einem 4-Sterne-Hotel war. Gar nicht auszudenken, wie unangenehm erst gewöhnliche Bettwanzen in einem 3-Stern-Hotel oder gar in einer 2-Stern-Absteige sein mußten (obwohl ich ehrlich gesagt in solchen Häusern bis heute noch keine Probleme hatte).

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