Am gestrigen Mittwoch (29.07.2009) hatte ich wieder einmal die große Freude, mit meinem Ex-Arbeitskollegen und sehr guten Bergkamerad “Hörbie” einen Almspaziergang über dem Großarltal zu erleben.
Bei der Anfahrt auf der bestens bekannten Strecke vom steirischen Ennstal über die Tauernautobahn in den Pongau machte ich einen Schlenker nach Bischofshofen, wo ich exakt zum vereinbarten Treffpunkttermin den bereits wartenden Herbert “Hörbie” aufsitzen ließ.
Weiter gings über St. Johann im Pongau in das enge, schlauchartige Großarltal, in welchem mich nun schon seit einer “Ewigkeit” eine Baustellenampel bei der Einfahrt “erfreut”, taleinwärts an Hüttschlag vorbei bis Karteis, wo wir über die schmale Schotterstraße des Güterweges Seilsitzberg bis zum Parkplatz bei der Halmoosalm auffuhren.
Hier starteten wir bei angenehmen Temperaturen von etwa +10°C und folgten anfänglich einer Forststraße rechts des Karteisgrabens Richtung Nordosten. Das Ausgangsgebiet war mir bereits von einer Schitour am 13.03.2007 auf das Kreuzeck bekannt.
Der Routenverlauf im Detail: Halmoosalm – Karteisgraben – Draugsteinalm – Filzmoossattel – Draugstein – Filzmoossattel – Filzmooshöhe – Filzmooshörndl – Großer Himmel – Stangersattel – Spielkogel – Hundeck – Schlöglalm – Karteisgraben – Halmoosalm
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Die Wegweiser kennzeichnen einen Großteil der Wanderroute mit Schwierigkeit ROT, der Aufstieg auf den Draugstein ist aber mit Schwierigkeit SCHWARZ bewertet.
Im Vergleich mit vielen anderen bekannten Wanderrouten muß aber gesagt werden, dass sich die gehtechnischen Schwierigkeiten (den Draugstein ausgenommen – doch dazu gleich mehr) im bescheidenen Rahmen halten, lediglich an die Kondition werden einige Ansprüche gestellt, vor allem, wenn man die große Almrunde bei Sommerhitze mit zu spätem Start durchführt.
Für den Draugstein konnte ich bei der Tourenvorbereitung nicht allzu viele nützliche Informationen finden, im Alpenvereinsführer sind 3 Wegvarianten angeführt, ergänzt um den Hinweis, dass es hier auch schon einen tödlichen Unfall gegeben hat.
Da auch in den meisten meiner Wanderkarten (Papier und Digital) kein Weg eingezeichnet war, wollte ich dieses Mal nicht meinem GPS, sondern einer altbewährten, älteren (um nicht zu sagen “antiken”) Art der Orientierung vertrauen:
Auf einem kleinen Postit-Zettelchen waren alle relevanten Routendaten “gespeichert”.
Wie sich aber zeigte, wäre diese akribische Vorbereitung gar nicht unbedingt erforderlich gewesen. Die Tour auf den Draugstein ist gut beschildert und erfolgt vom Filzmoossattel über einen nicht zu übersehenden Steig, anfangs noch eher gemäßigt über eine Schulter bis zu den ersten Felsen, später sich in den steilen Wiesenhängen aufwärts schlängelnd.
Die schwierigsten und mitunter rutschigen Wegpartien im erdig-felsigen Terrain sind durch einige Kabelseile entschärft. Zuletzt geht es im Umfeld exorbitant großer Kohlröschen (Geschützt – Bitte nicht pflücken !!!), die Hörbie den einen oder anderen Ausruf der Verzückung entlockten, zum Gipfelkreuz auf einem rutschigen Felsblock.
Während unserer gesamten ausgedehnten Pause von 1 Stunde hatten wir den Gipfel für uns alleine, erst im Abstieg kamen uns 5 Ladies und 1 Herr entgegen, später trafen wir auf weitere Wanderer, in Summe haben wir heute dennoch nicht viel mehr als 20 Berg- und Naturfreunde getroffen.
Nach dem Abstieg vom Draugstein folgt ohnehin meist nur mehr einfaches Almgelände, zunächst hinüber zum Filzmooshörndl. Lediglich der weglose und schweißtreibende Aufstieg auf den Spielkogel schraubte den Puls noch einmal ordentlich in die Höhe.
In angenehmer Plauderei und bei besten Temperaturen mit leicht erfrischender, bereits innig ersehnter Brise verbrachten wir geschlagene 1 1/2 Stunden etwas abseits vom fliegengeplagten Gipfelkreuz am Hundeck. Immer alleine.
Was gibt es noch zu erwähnen: Eines der sich über die gesamte Wanderung ziehenden Hauptthemen beschäftigte sich mit der “Selbstgeißelung beim Wandern” und dem für den Kenner damit einhergehenden Lustgewinn (Man gönnt sich ja sonst nichts).
Dass die Wanderung mit Herbert – wie jedesmal – ein absoluter Gewinn in vielerlei Hinsicht war (Wetter, Ausblicke, Gespräche, Blumenbestimmung, Lachen), und die Tour – wie ebenfalls bei Hörbie üblich – in einem kulinarisch-orgiastischen Höhepunkt gipfelte (ein Trupp von 10 Mann hätte mit seiner Jause gut und gerne 1 Woche lang verköstigt werden können), braucht zwar nicht extra erwähnt zu werden, ist aber ein Garant dafür, dass dies mit Sicherheit nicht meine letzte Bergtour mit einem meiner liebenswertesten und besten Freunde und Bergkameraden war.
Wer – wie auch ich – der tiefen und festen Überzeugung ist, dass Tiere gute und ehrliche Menschen erkennen, wird in den folgenden Fotos den besonderen Charakter von Hörbie bestätigt finden.
Als wir am 07.09.2005 am Weg auf den Faulkogel auf diese anhängliche Kuh trafen, vermerkte ich im Tourenbuch:
Hörbie wurde auf der Ursprungalm von einer alten Bekannten freudig begrüßt. Ich für meinen Teil glaube ja, daß beim folgenden Kuß die Zunge im Spiel war.
Bei unserer Wandertour am 11.07.2008 auf die Glingspitze über das Tappenkar notierte ich:
Ein neugieriges Pferd (Hörbie vermutet eine Stute) scheint die zahlreichen Marsriegel zu wittern, doch als es nichts bekommt, scheint sie (spätestens bei dieser Reaktion glaubte ich Hörbie´s Geschlechtstheorie) ziemlich angerührt und abweisend zu sein.
So, und jetzt auf der Draugsteinalm gab es folgende Begegnung der animalischen Art.
In seiner Bescheidenheit wäre er natürlich nie auf die Idee gekommen, dass diese Anhänglichkeit seiner guten Seele zuzuschreiben wäre. Er vermutete eher, dass das Schwein bemerkt haben könnte, dass er 4 bis 5 Kilo dessen Verwandtschaft in Form von herrlich würzigem Speck im Rucksack mitführte.
Wollte man wirklich das berühmte Haar in der Suppe finden, so gäbe es ein einziges kleines Manko zu bemängeln. Die Zeit, die Hörbie jedes Mal benötigt, um am Fotoapparat für das obligatorische, gemeinschaftliche Gipfelbild den Selbstauslöser zu programmieren, würde meist locker noch für einen weiteren Zwischengipfel reichen .
Ach ja, eine Zecke habe ich mir auch wieder einmal eingefangen, damit ist das dreckige Dutzend in den letzten Jahren wohl voll – keine Ahnung, warum mich diese Viecher so lieben, die AlpenYetin vermutet mein dichtes Beinfell, in dem sie sich so wohlfühlen.
Fazit:
Wieder eine großartige, in der Erinnerung haften bleibende Gemeinschaftswanderung, der zwar etwas die bergsteigerische Herausforderung gefehlt hatte (man denke nur an unser großes Bergerlebnis auf der Schönfeldspitze, auf der Hörbies Dad als jugendlicher Fast-Siebziger das Kommando übernommen hatte), aber die blumenreiche und phantasieanregende (Stichwort für Insider: “Warntafel bei Sprengungen”) Wanderung war zumindest “fast so schön wie Arbeiten”.
Weitere Tourenfotos findet Ihr im Tourenalbum, die Tourenstatistik gibt es im Tourenbuch.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
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