Nach der langen und strapaziösen Wanderung von der Tauplitzalm auf den Hebenkas am 17.08.2009 hatte ich noch gemeint, so schnell bringt mich heuer nichts mehr in diese entlegene Karstwildnis.
Aber dann nahm das Bedürfnis doch überhand, am letzten Tag des August 2009 noch einmal etwas “Außergewöhnliches und Großes” zu gehen.
Und zwischen Hebenkas und Großem Hochkasten gab es ja noch eine Lücke von zwei unbekannten Gipfeln: Nämlich den Kleinen Hochkasten und das Brandleck.
Und dann gab es da auch noch eine Route auf das Tote Gebirge, die ich bisher nur im untersten Abschnitt von meinem Abstieg von Weißer Wand und Plankermira kannte und die mich schon längerere Zeit reizte: Der Aufstieg vom Grundlsee über die Lackenhütten zum Ofenloch.
Das Gebiet bis zum Ofenkogel von Süden kommend, war mir ja schon von einer Schitour am 25.04.2009 bekannt, als ich dann in weiterer Folge ostwärts auf den Sonnleitstein aufstieg.
Und heute wollte ich parallel zu meiner damaligen Schiroute vom Ofenkogel über das Sonnseiten-Feuertal zum Bösenbühelsattel aufsteigen, den ich wiederum bereits am 19.07.2008 im Rahmen meines Besuches von Feuertalberg und Großen Hochkasten überschritten hatte.
Schön langsam schließen sich also meine Wissenslücken über das abgeschiedene Zentralplateau auf der größten Karsthochfläche Europas, aber keine Angst, es gibt da oben noch etliche Tourenziele, die ich noch gerne kennen lernen möchte – aber nicht mehr heuer (Obwohl – sag niemals nie ).
Das Tote Gebirge erstreckt sich über die österreichischen Bundesländer Steiermark und Oberösterreich, wobei die höchsten Gipfel Großer Priel (2.515), Spitzmauer (2.446) und Schermberg (2.396) in Oberösterreich liegen.
Und auch die heutige Tour war eine Wanderung über die Grenzen hinweg. Die für mich noch neuen Gipfelziele Kleiner Hochkasten und Brandleck sind auf diese 2 Bundesländer aufgeteilt. Während Bösenbühel, Großer Hochkasten und Kleiner Hochkasten direkt auf der Landesgrenze bzw. eher auf steirischem Gebiet liegen, gehört das Brandleck zur Gänze zu Oberösterrreich.
Die Lage des Tourengebietes im nordwestlichsten Zipfel der Steiermark, im steirischen Salzkammergut.
Ausgangspunkt ist das Ostufer des Grundlsees in der gleichnamigen Gemeinde beim Ortsteil Gößl.
Der Routenverlauf:
Grundlsee / Gössl – Kammertret – Lackenhütten – Ofenloch – Sonnseiten-Feuertal – Bösenbühelsattel – Bösenbühel – Großer Hochkasten – Kleiner Hochkasten – Brandleck – Auf gleicher Route zurück
So sehr ich an und für sich Rundwanderungen liebe, bei der heutigen extrem langen Tour in unwegsamen Gelände wollte ich sicherheitshalber aber wieder am Anstiegsweg zurückkehren.
Der Routenverlauf im untersten Abschnitt vom Grundlsee bis zu den Lackenhütten ist durch lange Forststraßenstücke und Waldsteige gekennzeichnet. Der Wald – oberhalb des Toplitzsees ziemlich steil – läßt kaum Ausblicke zu, weshalb ich dieses Tourenteilstück ruhigen Gewissens auf die sehr frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang bzw. auf den Abend nach Sonnenuntergang legen konnte.
Der 2. Wegabschnitt von den Lackenhütten über das Ofenloch und das Sonnseiten-Feuertal zum Bösenbühelsattel war da schon wesentlich spannender und für mich auch zur Gänze unbekannt.
Über weite Strecken gewinnt man hier kaum an Höhenmeter, obwohl man durch das ständige Auf und Ab doch kräftig Höhenmeter macht.
Es gibt hier zwar großteils ein schwach ausgeprägtes Steiglein, aber dennoch auch genügend “Verirrungsmöglichkeiten”, so dass man sehr dankbar ist, über die ab und an zurechtgelegten Steinmandln oder auch nur einzelne Steine.
Im Vergleich zur Route durch Heibastal und Kalte Herberg hat mir das Ofenloch und Sonnseiten-Feuertal besser gefallen.
Im obersten Routenabschnitt wartet schließlich der Gipfelkranz, der sich vom Bösenbühelsattel über den Bösenbühel und zum Großen Hochkasten zieht, der vierthöchste Gipfel des Toten Gebirges. Bis hierher kannte ich das Gebiet bereits.
Vom Großen Hochkasten geht es steil, aber nicht allzu schwierig bergab. Auf der anderen Seite wieder aufwärts auf den Gipfel des Kleinen Hochkasten, der wie sein großer Bruder ebenfalls mit einem Gipfelbuch ausgestattet ist. Am Kleinen Hochkasten ist es allerdings schon in einem etwas bemitleidenswerten Zustand.
Vom Kleinen Hochkasten geht es wieder steil hinab in die Scharte westlich vom Brentnerkar. Beim Abstieg löst sich ein großer Felsblock – etwa 1 mal 1 Meter. Er zerbirst unter mir in tausende kleine Stücke und verbreitet dabei einen eigenartigen Geruch (ich schwöre es – es kam nicht von mir .
Jetzt folgt die Schlüsselstelle der Tour. Entweder man nimmt die Felsstufen auf das folgende Felsköpfl direkt und kommt dabei nicht um einige Klettereinlagen herum. Oder aber – meine Wahl – man weicht westlich in die teils schottrige und leicht ausgesetzte Steilflanke aus. Hier kommt man durchwegs in Gehgelände vorwärts.
Es kann überhaupt gesagt werden, dass es sich bei der gesamten Wanderroute fast durchgängig um Gehgelände handelt und Kletterstellen so gut wie immer umgangen werden können. Meist ist es aber so, dass es geradezu Freude macht, im Fels herum zu turnen. Aufpassen muß man halt – wie immer im Karstgebirge – am Rand der zahlreichen Dolinen und auf die scharfzackigen Felskkanten.
Menschlichen Kontakt hatte ich auch heute keinen. In der Früh – noch in der Dunkelheit – hatte ich ein witziges Erlebnis, als sich im finsteren Wald, durch meine Stirnlampe angeleuchtet, ein funkelndes Augenpaar zeigte. Das Reh (oder Tier) war wohl ziemlich überrascht und starrte mich die ganze Zeit an. Kurze Zeit fragte ich mich schon, ob ich hier nicht etwa doch Moritz dem Braunbär gegenüber stehen sollte.
Weiter oben am Plateau die gewohnt vielen Gämse, obwohl es heute etwas weniger waren, als bei der Tour auf Hochplanberg und Hebenkas.
Den Hebenkas würde man übrigens vom Brandleck aus unschwierig in schätzungsweise einer halben Stunde erreichen.
Für den Rückweg wählte ich heute wieder die gleiche Route, das unwegsame Gelände ließ einfach keine in vernünftigem Zeitrahmen liegenden Umwege zu. Die Distanz von fast 40 Kilometer und fast 3.000 Höhenmeter in 19 Stunden war auch so schon mehr als ausreichend.
Durch den kühlen Wind oberhalb des Bösenbühelsattels fühlte ich mich heute aber auch nach der Tour noch ziemlich frisch und überhaupt nicht ausgelaugt. Auch mein Flüssigkeitsbedarf von etwas unter 4 Liter war heute nicht so groß wie bei der annähernd vergleichbaren Bergtour auf Ochsenkogel, Hoßkogel und Hoßwand im Dachsteingebirge.
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Statistikdaten zur Tour gibt es im Tourenbuch.
Den vollständigen Tourenbericht und alle Fotos findet Ihr im Tourenalbum 2009.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian