Nach meinem 1.000 Gipfelbesuch im Juni diesen Jahres auf Greim und Rettlkirchspitze in den südlichen Wölzer Tauern gab es heute wieder ein rundes Jubiläum in meiner Tourenstatistik, die ich nun seit 01.01.2004 in meinem Online-Tourenbuch führe.
Und zwar gab es die 600. Wandertour in den letzten etwas mehr als 5 1/2 Jahren.
Dazu hatte ich mir ein Bergziel in den Berchtesgadener Alpen ausgesucht, das mir schon längere Zeit “ins Auge sticht”, welches ich aber auf Grund der fast zweistündigen Anfahrtszeit bislang immer aufgeschoben hatte.
Nachdem “er” mir bei meiner letzten Tour auf Schneibstein und Windschartenkopf im Hagengebirge aber auf Grund seiner markanten Form wieder besonders aufgefallen ist, wollte ich den Großen Hundstod jetzt endlich persönlich kennenlernen.
Der Große Hundstod liegt im westlichen Bereich der Berchtesgadener Alpen – dem sogenannten Steinernem Meer.
Wie bereits die Gipfel von Schneibstein, Windschartenkopf, Schlumkopf und Hochseeleinkopf bei der letzten Tour liegt auch der Große Hundstod direkt an der Staatsgrenze zwischen Österreich und Deutschland, weshalb ich mich schön langsam zu einem “Grenzgänger” entwickle.
Dazu war wieder ein sehr früher Start erforderlich, bereits um 3 Uhr früh mußte ich aus den Federn.
Die Anfahrt:
Die Anfahrt erfolgte aus dem heimatlichen steirischen Ennstal über Radstadt, wo mich ein Fuchs am Straßenrand grüßte, zur Tauernautobahn und weiter bis Bischofshofen. Von hier wählte ich dann die Route über Mühlbach am Hochkönig – Dientner Sattel – Filzensattel – Maria Alm nach Saalfelden am Steinernen Meer. Weiter Richtung Norden bzw. Nordwesten bis Weißbach bei Lofer, wo in der Folge eine schmale Bergstraße nach Pürzlbach hinauf führt.
An den verstreut liegenden Häusern der kleinen, bäuerlich geprägten Ortschaft vorbei erreicht man schließlich den Parkplatz 2 auf einer Seehöhe von ca. 1.080 Meter.
Die Parkgebühr auf dieser gepflegten, gebührenpflichtigen Abstellfläche beträgt für den ersten Tag 2 Euro, jeder weitere Tag kostet nur mehr 1 Euro, im Vergleich zu den Tarifen anderer Parkplätze also ein sehr moderater Preis.
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
An einer Fahrverbotstafel vorbei folge ich nun in noch stockdunkler Nacht mit Unterstützung der Stirnlampe dem Almweg, den markierten Wanderweg über einen Wiesenhang nach links hinauf übersehe ich in der Dunkelheit, aber eigentlich war es mir ohnehin lieber, auf der einfachen Schotterstraße zu bleiben, und allzu viel Zeitersparnis hätte die Abkürzung sowieso nicht gebracht.
Zunächst hatte ich bei der Wanderung ein “schweinisches” Erlebnis, als mir ein kleines Glückschweinderl, zur Hälfte im feinen Schottersand eingegraben, entgegen leuchtete. Wenig später fielen mir sehr viele, über den im Stirnlampenlicht hell leuchtenden Straßenboden “wuselnden” Weberknechte auf, die aber nicht mehr viel mit den gelegentlich im heimatlichen Haus vorbeischauenden zierlichen und filigranen Spinnentieren gemeinsam hatten.
Diese Weberknechte hier waren nicht nur von völlig schwarzer Zeichnung (wie sich auch am Nachmittag beim Nachhauseweg im Tageslicht bestätigte), sondern auch deutlich robuster und von furchteinflößender Gestalt: Offensichtlich typische “Pinzgauer Outdoor-Weberknechte“.
Auch beim Erreichen der Kallbrunnalm war es noch immer ziemlich finster, obwohl sich allmählich erste Umrisse der umgebenden Gipfel vom heller werdenden Himmel abhoben. Auch unerwartet viele Wölkchen waren jetzt am Himmel ausmachbar, wo es doch heute strahlend schön werden sollte.
Beim Dießbach-Stausee konnte ich schließlich auf den Einsatz des künstlichen Lichtes verzichten. Hier konnte ich auch die ersten Hirsche dieses Herbstes beim Röhren hören.
Nach Überschreitung der Staumauer folgt man einer schmalen Schotterstraße etwas oberhalb des südseitigen Seeufers in stetigem Auf und Ab, bis man nach einiger Zeit – kaum an Höhe zulegend – bei der Talstation der Materialseilbahn des Ingoldstädter Hauses angelangt.
Vor sich sieht man hier nur die unüberwindbare Mitterkaserwand, die aber relativ einfach linksseitig unter den Felswänden von Dießbacheck und Kleinem Hundstod umgangen werden kann. Nach links zeigt ein Wegweiser nach Hochwies hinauf, diese ebene, sandige Almfläche werde ich aber erst am Nachmittag nach dem Abstieg vom Großen Hundstod weglos über das Dießbacheck ansteuern.
Im Umfeld der Masten der Materialseilbahn schlängelt sich das Steiglein unschwierig empor, der Ausblick auf den Dießbachstausee und das steil über seinem nördlichen Ufer aufragende Seehorn wird immer prächtiger. Dieses Seehorn sollte heute auch mein Abschlußgipfel werden, nur wußte ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da ich eigentlich nach dem Großen Hundstod die Schindlköpfe südlich des Ingolstädter Hauses ansteuern wollte.
Beim Ingolstädter Haus (2.119) hielt ich mich nun nordwärts. Der Große Hundstod sieht aus dieser Perspektive gar nicht mehr so spitz und markant aus, wie von Westen oder Osten. Ein großer Felsklotz, der sich über ein steiniges, aber gutes Steiglein relativ einfach ersteigen läßt. Die Wegpassage ist selten zwingend ausgesetzt, lediglich an einer kurzen Stelle ist der Einsatz der Hände hilfreich.
Beim Aufstieg kommt mir zunächst ein Wanderer mit Hund, später eine Wanderin entgegen, auch am Gipfel befindet sich noch kurz ein Wandererpaar, ehe ich den höchsten Punkt beim Gipfelkreuz ganz für mich alleine habe.
Im Gipfelbuch finden sich einige Einträge, wo an verstorbene Hunde als treue, langjährige Wegbegleiter gedacht wurde. Erst beim Abstieg – als mir neben einem Wanderer-Paar auch ein Solo-Wanderer mit Hund entgegen kommt, kann ich einen Zusammenhang zwischen den Hundeerinnerungen und dem Namen des Gipfels herstellen.
Nach dem Abstieg des Felsaufbaus gelangt man über unschwierige Wiesenhänge einfach auf den Gipfel des Kleinen Hundstods (2.263), der mit einer in einem Steinmandl steckenden Stange gekennzeichnet ist. Nach einem kurzen Abstieg folge ich nun dem überraschend deutlichen (da in den Karten nicht so eindeutig verzeichneten) und gut markierten Steig auf das Dießbacheck (2.204). Von hier hält man sich unterhalb des steilen Felsaufbaus auf der Westseite des Großen Hundstodes und steigt bzw. rutscht über steile Sandhänge und Steinfelder etwa 300 Höhenmeter zu den flachen, versandeten Wiesenflächen der Hochwies Alm.
Über die Hochwiesalm führt das Steiglein nun parallel zu einem Bächlein westwärts bergauf. Eine kurze Pause nutze ich dazu, die Bergschuhe zu durchlüften, und die Füße im eiskalten, klaren Bergwasser zu erfrischen. Weiter oben auf der Kematenschneid treffe ich wieder auf den deutschen Wanderer, der einmal mich und ich einmal ihn überhole, und gemeinsam lassen wir die Fotoapparate heiß laufen.
Nach einem kurzen Schwätzchen am Gipfelkreuz am Seehorn mache ich mich bald an den Abstieg zum idyllischen Seehornsee, dabei vernehme ich aus dem Almgebiet im Bereich der Kallbrunnalm das Folgetonhorn eines Rettungsautos. Ich wunderte mich zwar über diese Alarmgeräusch im Umfeld einer Alm, habe es aber in der Folge ob der anderen Naturschönheiten wieder vergessen.
Erst bei der Kallbrunnalm erkannte ich den tatsächlichen Hintergrund dieses Alarmgeräusches, als ich auf eine größere Menschenansammlung traf. Zunächst dachte ich noch an einen schweren Unfall, als ich aber sah, dass einige der “Versammlungsteilnehmer” mit überdimensionalen “befellten” Mikrofonen ausgestattet waren, die an die Fell-Moonboots von Hansi Hinterseer erinnern, war mir klar, dass hier ein Film gedreht wurde.
Insbesondere, als der wichtigste der Mannen die anderen immer wieder motivierend aufrief, man möge doch die letzten Sonnenstrahlen noch einmal für eine Einstellung nutzen, und ein von einer attraktiven Dame gelenktes Auto rasant über die Kurven der Schotterstraße brauste.
Rasch suchte ich dem Tohuwabohu zu entkommen, als ich noch einmal schmunzeln mußte, weil ein “Absperrposten” abrupt vor einen Mountainbiker sprang, als dieser in das Drehgebiet einfahren wollte. Der solcherart überraschte Radfahrer fiel in der Folge fast auf den Sicherheitsmann, weil er nicht rasch genug aus seinen Clips kam.
Grundsätzlich wäre mir dieser Filmtroß egal gewesen, wenn sie nicht wenig später meinen Versuch, die idyllischen Almhütten zu fotografieren sabotiert hätten, weil sie – offensichtlich nach Abschluß der Dreharbeiten – mit ca. 10 Fahrzeugen über die Schotterstraßen des Almgeländes gebraust sind. Die dadurch aufgewirbelten Staubfahnen waren derart dicht und langanhaltend, dass an vernünftiges Fotografieren nicht mehr zu denken war. Überdies war meine Fotoausrüstung von einer dicken Staubschicht bedeckt.
Die letzten 400 Höhenmeter ging es wieder auf der bereits am frühen Morgen begangenen Almstraße zurück nach Pürzlbach, wobei ich jetzt aber sehen konnte, wo ich beim Aufstieg gegangen war.
Neue Lebenserfahrung
Heute habe ich übrigens wieder einmal etwas Neues gelernt.
Und zwar habe ich bei der Anfahrt beim Warten an der Baustellenampel in Aich folgendes festgestellt: Wenn man die Zeit stoppen möchte, die man bei einer Rotphase bei einer Ampel warten muß, so empfiehlt es sich, dabei auf die Uhr zu sehen, und nicht auf das Außenthermometer und sich dann zu wundern, dass “die Zeit nicht vergeht”. Naja, es war ja noch seeeeehr früh
Man lernt halt nie aus.
Weiterführende Links
Bereits absolvierte Touren in der Umgebung in den Berchtesgadener Alpen:
Persailhorn – Tourenstatistik
Persailhorn – Fotobericht
Schönfeldspitze und Breithorn – Tourenstatistik
Schönfeldspitze und Breithorn – Fotobericht
In den Loferer und Leoganger Steinbergen:
Hochzint und Birnhorn – Tourenstatistik
Hochzint und Birnhorn – Fotobericht
Links zu dieser Tour
Statistik im Tourenbuch
Fotobericht im Tourenalbum
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Tags: Berchtesgadener Alpen, Jubiläum, Pürzlbach, Steinernes Meer, Weißbach bei Lofer