Der Wandertag am 29. November – dem 1. Adventsonntag 2009 – gestaltete sich sehr durchwachsen, und zwar wirklich vom Anfang bis zum Ende.

Begonnen hat alles mit einem nur wenig berauschenden Blick aus dem Fenster. Eigentlich war für heute strahlender Sonnenschein prognostiziert. Die Spätherbstlandschaft zeigte sich aber Grau in Grau. Nun gut, der Nebel würde wohl aufgehen und darüber der Sonne am blauen Himmel zum Durchbruch verhelfen.

Denn ein bißchen wärmende Sonne würden wir heute auf den Gipfeln gut brauchen können, waren doch neben dem wolkenlosen Himmel auch starke Winde vorhergesagt, die in den Tälern als Föhn für der Jahreszeit nicht entsprechende Tagestemperaturen sorgen sollten.

Durch ein ungewöhnlich langes Frühstück versuchten wir den Start etwas hinauszuzögern. Vielleicht zeigt sich ja doch bald die Sonne. Diese Trödelzeit sollte uns dann am Ende des Tages für einen weiteren Gipfel fehlen.

Gerade als die Ausrüstung gepackt und alles zum Aufbruch vorbereitet war, machte ich mit dem eigentlich gar nicht so schweren Rucksack eine unglückliche Dreh- und Beugebewegung und ein “kleines Brennerl” fuhr mir durch den unteren Rückenteil.

Es zog zwar in der Folge bei gewissen Bewegungsabläufen ein bißchen, aber ich dachte mir nichts weiter dabei.

Gespannt, ob sich das Wetter während der Anreise von einer freundlicheren Seite zeigen würde, fuhren wir in die ebenfalls noch nebelbedeckte Bezirkshauptstadt Liezen und von dort nordwärts über die Landesgrenze zwischen der Steiermark und Oberösterreich auf den Pyhrnpaß. Auf der anderen Seite bergab nach Spital am Pyhrn und weiter zu unserem Ausgangspunkt am Gleinkersee.

Die Lage des Wandergebietes in Österreich

Das Tourengebiet südwestlich von Windischgarsten

Die Rundtour zwischen Gleinkersee und Stubwieswipfel

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304

Am großen, teilweise rutschig-vereisten Parkplatz beim Gleinkersee angekommen, zeigte sich beim Versuch, schwungvoll aus dem Auto auszusteigen, dass mein Rücken – knapp oberhalb des Gesässes – noch immer beleidigt war. Er (der Rücken) tat seinen Unmut ob der ignoranten Beachtung mit heftigen Ziehen kund, welches bis in den rechten Oberschenkel ausstrahlte.

Leicht gebeugt folgte ich mit meiner Liebsten einem kurz vor uns aufgebrochenen Wanderer-Paar, welches ebenfalls den Auftieg über den Gasthof Tommerl und durch den Präwald zur Dümlerhütte ins Auge gefaßt hatte.

Bis etwa 1.200 Meter Seehöhe schritten wir im aperen, laubbedeckten Wald aufwärts, nordseitenbedingt teilweise auf rutschiger Erde und über glitschige Steine.

Auch heute – wie zunehmend in letzter Zeit – meinte mein mittlerweile 4 Jahre altes GPS-Gerät, ein Eigenleben führen zu müssen. Oder ist das nur die bei vielen Eletrogeräten jedes Jahr um die Weihnachtszeit zu beobachtende Eigenart, dass sie zu unerklärlichen Ausfällen neigen, die sich dann pünktlich nach dem Jaheswechsel wieder auf ebenso spontane Art und Weise wieder legen, wie sie gekommen sind. So als würde ihnen ein zeitgesteuertes Programm innewohnen, welches den Besitzer oder seine Verwandten daran erinnern soll, dass es an der Zeit ist, ein Nachfolgeprodukt unter den wohlgeschmückten Weihnachstsbaum zu platzieren.

Ab dem Bereich der Tommerlalm gab es wenige Zentimeter Schnee auf einer dünnen Eisschicht. Im Aufstieg kein Problem, beim Abstieg muß man bei dieser Mischung allerdings etwas achtgeben.

Das Wanderer-Paar hatten wir bereits kurz nach dem Start überholt und so konnte ich meinen kreuzschmerzbedingten “Bücklingsstil” ohne Bedenken bis zur Dümlerhütte durchhalten. Nur kurz war aufrechter Gang angesagt, als uns ein Wanderer begegnete, der bereits wieder am Weg zurück ins Tal war.

Aufstieg zur Dümlerhütte

Kurze Zeit sah es so aus, als ob sich die Wetterprognose bestätigen würde. Angenehm strahlte die Sonne vom blauen Himmel.

Von der Hütte folgten wir dem markierten Wanderweg, der über den sogenannten “Hals” zum Linzerhaus auf der Wurzeralm hinüber führt. Zunehmend zog jetzt aber Bewölkung auf und auch der Wind wurde immer heftiger und kälter.

Nach dem “Hals” verließen wir die zur Wurzeralm hinab führende Route und stiegen stattdessen auf den Stubwieswipfel auf. Zunächst über freie, mittelsteile, teilweise sumpfige Hänge, später durch schmale Latschengassen. Einige von der Wurzeralm herauf führende Fußspuren im Schnee wiesen uns den Weg zum Gipfelkreuz, wo uns heftiger Sturm in Empfang nahm. Die Hoffnung, dass sich das Wetter heute an die Prognose halten würde, war angesichts der dunklen Wolken nun endgültig verblasst.

Ausblick vom Stubwieswipfel zur Wurzeralm

Für den Abstieg wollten wir jetzt eine andere Route wählen, die zwar nicht markiert war, aber in den Karten als “punktiertes” Steiglein eingezeichnet war.

Über die Stubwiesalm und den Kaskeller erreichten wir wieder eine markierte Wanderroute, die auf den Seespitz hinauf führte. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde (es würde kaum mehr eine Stunde Tageslicht geben) sowie meiner zunehmend heftiger werdenden Rückenschmerzen entschlossen wir uns schweren Herzens, diesen 2. Gipfel heute auszulassen.

Durch großflächiges Windwurfgebiet stiegen wir auf rutschigem Steiglein talwärts. Die wie Mikadostäbe oder Zahnstocher in der Gegend verstreut liegenden Bäume, welche eindrucksvoll die Urkraft des dafür verantwortlichen Sturmes zeigen, waren entlang des Wandersteiges zwar schon gut aufgearbeitet, wären wir aber in die Dunkelheit geraten, wäre wohl die Orientierung auch mit Stirnlampe nicht ohne Weiteres gelungen.

Viele Stolpersteine – im wahrsten Sinne des Wortes – erschwerten uns den Abstieg durch den Seegraben und wir waren sehr froh, gerade noch rechtzeitig bei Tageslicht den Gleinkersee zu erreichen und bereuten nun unseren Entschluss, den Seespitz auszulassen, überhaupt nicht mehr, hätte dieser Gipfel doch eine zusätzliche Wanderzeit von ca. 1,5 Stunden bedeutet.

Im letzten Tageslicht zurück im Tal.

Hier im Tal war von der windverursachten Kälte in größeren Höhen nun nichts mehr zu merken. Plus 9°C haben sämtliche Eispassagen auf der Straße zum Gleinkersee herauf weggeschmolzen.

Umso überraschter beobachteten wir das Auto-Außenthermometer, welches jetzt bei der Nachhausefahrt kontinuierlich fiel. Und kaum 12 Kilometer Luftlinie weiter südlich – jenseits des Pyhrnpasses – zeigte das Thermometer im nebelverhangenen Liezen nur noch 0°C (ob plus oder minus war schwer zu erkennen).

Mein Rücken hat mir die heutige Tour aber schwer übel genommen. Beim Nachhausefahren reichte bereits die unbedeutende Fußbewegung zum Kuppeln, um mir einen “elektrischen Schlag” quer über die ganze Kehrseite zu versetzen.

Zu Hause mühte ich mich aus dem Auto und nach Versorgung der Ausrüstung und Körperpflege machte ich einen schweren Fehler: Ich legte mich auf die Couch (als Kind hatten wir noch Diwan dazu gesagt, wahlweise könnte man es auch als Sofa bezeichnen – es ist gar nicht so leicht, den richtigen Begriff zu finden, wenn man auf Fremdwörter verzichten möchte).

An halbwegs elegantes und vor allem alleiniges Aufstehen war für diesen Tag fortan nicht mehr zu denken und die Fortbewegung gelang nur mehr mit Hilfe zweier Krücken. Mittlerweile (nach fast einer Woche) hat sich der “Hexenschuss” zwar etwas gelindert, an eine ausgewachsene Tagestour ist vorerst aber nicht zu denken.

Aber wie heißt es so schön: Der Schuss geht eh bald wieder weg – nur die Hex bleibt ;-) .

Andere Wandertouren in der Nachbarschaft:

Totes Gebirge:
Rundtour über Warscheneck, Liezener, Toter Mann und Rote Wand

Oberösterreichische Voralpen / Sengsengebirge:
Hoher Nock, Seekopf und Hagler

Ennstaler Alpen
Großer Pyhrgas

Weiterführende Links zu dieser Tour:

Tourenstatistik im Tourenbuch

Tourenfotos im Tourenalbum

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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