Nachdem es mir bei meinen gestrigen Winterwanderungen in den Ennstaler Alpen so gut gegangen ist und auch für heute noch bestes Winterwetter prognostiziert war, wollten Ingrid und ich diesen Tag für eine einfache Almwanderung nutzen.

Aber heute wollte ich einen Schritt weiter gehen und versuchen, auf Schneeschuhen durch die Winterlandschaft zu stapfen, sofern es mir mein Knie nach der Verletzungspause gestatten würde.

Über die Ennstal Bundesstraße fuhren wir Richtung Westen zur Tauern-Autobahn und dort bei der Ausfahrt Eben im Pongau baustellenbedingt in einem “interessanten” Rund- und Verwirrkurs ab und über Niedernfritz, das in diesen Monaten wohl eher nicht viel Sonne abbekommt und St. Martin am Tennengebirge nach Annaberg-Lungötz.

Etwa 1 Kilometer nördlich vom Ortszentrum von Annaberg folgen wir der Straße ins Schigebiet Dachstein/West bei Astau bis zum Gehöft Pommer, wo ein Parkplatz – zumindest an diesem Samstag – genug Raum für die erholungssuchenden Wintersportler und Naturliebhaber bietet.

Im Gegensatz zu den 3 Schitourengehern, die nahezu zeitgleich mit uns starten und die nahegelegenen, freien Wiesenhänge oberhalb vom Ebnerlehen ansteuern, halten wir uns an die Forststraße bzw. den Almweg, der uns zwar nicht geradewegs, sondern in vielen Kehren, dafür aber unschwierig und auch mit steigeisenbewehrten Krücken bewältigbar zur Stuhlalm hinauf führen würde.

Das zwischen 1.000  und 1.500 Meter Seehöhe gelegene Wandergebiet kann mit für diesen Winter verhältnismäßig großen Schneemengen aufwarten und so war ich mit den Krücken recht froh, dass schon etliche Spuren von Schitourengehern, Schneeschuhwanderern und Fußgängern vorhanden waren, die ein zu tiefes Einsinken der bereits auf die größte Länge eingestellten Krücken verhinderte.

Der lockere Pulverschnee bot – insbesondere auch beim Abstieg – großes Wandervergnügen. Auf intensiv sonnenbestrahlten Hängen wurde der Schnee aber auch schon ein bißchen patzig.

Der untere Wegabschnitt führt durchwegs durch dichteren Wald, immer wieder aber werden auch Ausblicke in die umgebende Gebirgswelt frei – insbesondere das Tennengebirge mit seinen vielen bereits bestiegenen Gipfeln zeigte sich von seiner besten Seite.

Ausblick zum Tennengebirge

Eine ganz neue “Aussichtsdimension” erreicht die Wandertour dann aber oberhalb der Baumgrenze, wenn man den eindrucksvollen Felswänden des zum Dachsteingebirge zählenden Gosaukammes immer näher kommt.

Mit Donnerkogel (Klettersteig-Tour), Strichkogel (Schitour), Angerstein und Mandlkogel (Wandertour) reiht sich ein bekannter Gipfel an den anderen. Überragt werden sie alle zusammen aber vom höchsten und formschönsten Gipfel des Gosaukamms – der Großen Bischofsmütze, die Ingrid und ich am 26.10.2006 nur mit kletterseilsichernder Unterstützung meines Bruders Helmut in Angriff zu nehmen wagten.

Etwas weiter südlich wartet mit dem Kamplbrunn ein weiteres sehr lohnenswertes Winterziel, welches ich im Jänner 2008 mit Karl im Zuge einer Schitour besucht habe.

An diesen Ausführungen erkennt man, dass im Umfeld der Stuhlalm eine Fülle von Wanderzielen liegen, die den Besucher das ganze Jahr über zu erfreuen wissen.

Mit zunehmender Seehöhe und damit zunehmender Schneehöhe wurde das Wandern mit Krücken für mich jetzt zunehmend mühsamer. Am rechten (fiten) Fuß hatte ich mittlerweile einen Schneeschuh angelegt, weil es angenehmer war, wenn das andere (empfindlichere) Bein etwas tiefer stehen konnte, was im Schnee gut möglich war.

Die letzte Hangquerung zu den Hütten der Stuhlalm

Für die letzte Hangquerung aus dem Wald heraus zur Stuhlalm benötigte ich aber “eine halbe Ewigkeit”, weil ich immer wieder teilweise 20 cm und mehr mit den Krücken im Schnee versank. Etwas besser ging es dann mit einem Tourenschistock, den ich zusätzlich noch mitgenommen hatte.

Und so war ich sehr froh, als wir endlich die Stuhlalm erreicht hatten, wo wir uns auf einem sonnigen Bankerl im Angesicht der Bischofsmütze gemütlich ausruhten und unsere Jause genossen, während einige Ballone aus Richtung Filzmoos über uns hinweg zogen.

Pause in der Sonne bei der Stuhlalm

Ballonverkehr über der Stuhlalm

Nach der Pause drehten wir im sanften Almgebiet noch einige Runden, um unsere Schneeschuhe – mittlerweile hatte ich beide angelegt – zu testen. MSR Denali Evo Ascent gegen Tubbs Flex Alp hieß das heutige Duell, welches auf Grund der Kürze der Tour allerdings keine seriösen Bewertungen zuläßt, zumal das Gelände auch nicht unbedingt die Stärken dieser beiden Alpin-Spezialisten fordern konnte.

Ich habe mich heute eigentlich deswegen für die Plastik-Alpin-Modelle entscheiden, weil ich ein unbeabsichtigtes Rutschen mit meinem noch nicht ganz ausgeheiltem Knie vermeiden wollte.

Aber trotz all meiner Vorbehalte gegen Plastik – diese beiden aus sehr weichen Kunststoff-Materialien hergestellten Schneeschuh-Modelle – machen wirklich viel Spaß. Selbst im bis zu 20 Zentimeter tiefen, lockeren Pulverschnee.

Beim MSR fiel im feuchteren Schnee geringfügig stärkeres Anstollen auf. Der Tubbs stollte zwar auch, aber nur außerhalb der gezackten Eisenkuven, während es beim MSR unter dem Fußballen der Fall war. Spätestens nach 3 bis 4 Schritten war der Schnee aber wieder abgefallen, um sich in der Folge neuerlich aufzubauen. Aber absolut kein Problem und Anlaß zur Kritik.

Schneeschuhe im Angesicht der Bischofsmütze: Tubbs Flex Alp und MSR Denali Evo Ascent

Wo ich aber heute bereits einen Pluspunkt für den Tubbs vermerken möchte: Rein äußerlich (Farbe und Form) gefällt mir der Tubbs besser als der MSR – aber das ist bei mir ein minimaler, eigentlich gar nicht existenter Bewertungspunkt.

Ingrid mag die Bindung des Tubbs lieber, weil sie schneller und einfacher zu schließen und wieder zu öffnen ist. Das ist zwar ein gutes Argument, dem ich ebenfalls zustimmen kann. Andererseits aber hat man bei der Bindung des MSR das Gefühl der besseren Stabilität und Sicherheit – ein Punkt, der insbesondere bei harten Steilhangquerungen ins Gewicht fällt.

Aber wie gesagt, bis jetzt ist das alles nur “Test-Geplänkel”. Die wirklich harten Funktions- und Materialtests stehen noch aus.

Eisenzacken gegen Eisenzacken. Beim Tubbs (links) wirken sie etwas bissiger. Ein Praxistest steht aber noch aus.

Nach ausgiebigem Genuß der außerordentlich sehenswerten Landschaft haben wir uns schließlich wieder auf den Rückweg gemacht, wobei wir uns dazu entschlossen haben, nun eine Abkürzung über die mittelsteilen, von vielen Schispuren zerfurchten Almhänge zu machen.

Impressionen vom Gosaukamm

Abstieg über die freien Almhänge

Mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages erreichen wir schließlich wieder unseren Ausgangspunkt beim Parkplatz nahe dem Gehöft Pommer.

Zwoa Kruckn a pulvriger Schnee - Juchee

Ein bis zwei Krücken und ein Tourenschistock sowie ein bis 2 Schneeschuhe haben mir heute die Tour erleichtert. Die 2. Krücke habe ich in der 2. Tourenhälfte am Rucksack verstaut. Sie haben mir heute wieder große Dienste erwiesen, weshalb ich diesen Bericht mit einem “gestohlenen und leicht abgewandelten” Zitat beenden möchte:

Zwoa Kruckn a pulvriger Schnee, Juchee!

Weitere Links zu dieser Tour:

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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