Nachdem ich in der nächsten Wintersaison mit Admont – Johnsbach ein neues Schneeschuhzentrum in meinen Schneeschuhtourenführer Zentral-Österreich aufnehmen möchte, wollten wir (die AlpenYetin und ich) heute einmal anschauen, ob man den Tamischbachturm auch im Winter mit Schneeschuhen machen könnte, denn vom Sommer kannte ich diesen Gipfel ja bereits, als ich ihn im Anschluß an den Klettersteig auf die Tieflimauer besucht hatte.
Über die Ennstal Straße B320 und in der Folge die Gesäusestraße B146 reisten wir auf teilweise recht gefährlich vereister Fahrbahn bei unangenehm blendeden und spiegelten Lichtverhältnissen in den kleinen Ort Gstatterboden, der zur Gemeinde Weng im Gesäuse zählt.
Zahlreiche Schibusse – vornehmlich mit niederösterreichischen (Amstetten), aber auch oberösterreischichen Kennzeichen kamen uns entgegen.
Gleich zum Beginn der Tour gab es einen “kleinen Schock”, als genau zeitgleich mit uns eine längere Kolonne an Autos ebenfalls in den Ort abbogen und sich die zahlreichen Gruppenmitglieder anschickten, sich auf die Schitour auf den Tamischbachturm vorzubereiten.
Ein “kleiner Schock” war dies deshalb, da wir ja sehr ruhesuchende und naturverbundene Wanderer sind, und wir schon einige Male eher weniger gute Erfahrungen mit größeren Wanderergruppen gemacht hatten (Lärm, Müll, Hektik). Von alledem – das sei vorweggenommen – sollten wir heute allerdings verschont bleiben.
Über eine vereiste Straße stiegen wir zur lieblich gelegenen Kapelle hinauf und weiter im Wald – dem Sommerweg folgend bzw. teilweise auch entlang einer Straße – bis zu den eingezäunten Wiesen beim Gstatterbodenbauer.
Der Ausblick auf unser Tourenziel – den Tamischbachturm – war zur morgendlichen Stunde noch reichlich wolkengetrübt. Irgendwie hatten wir in letzter Zeit kein wirkliches Wetterglück, bzw. hielt sich das Wetter nicht an die vorteilhaften Prognosen (Siehe auch die letzte Schneeschuhwanderung zum Hochunters).
Bis zur Niederscheibenalm und Hörantalm folgten wir noch dem einfachen Almweg, dann geht es etwas steiler, aber nie schwierig in den Wald hinein. Die steilsten Waldpassagen werden durch angenehm begehbare Serpentinen entschärft, lediglich zwischen dem Butterbründl und einer Jagdhütte muß man über die steingemauerten Kehren etwas konzentrierter zu Werke gehen.
Hatte in tieferen Lagen der Regen des Vortages der Schneedecke gehörig zugesetzt so gab es ab etwa 1.300 Meter Seehöhe guten Pulverschnee, der allerdings oberhalb der Baumgrenze in patzige Beschaffenheit bzw. in Windgangeln und Windharsch überging.
Nach der Jagdhütte wird das Gelände wieder flacher und bald haben wir die Ennstaler Hütte (1.544) an der Waldgrenze erreicht, nachdem uns kurz zuvor die ersten Schitourengeher eingeholt haben.
Da diese in der Folge aber auf die anderen Gruppenmitglieder warteten, war es – wie schon im Waldgelände weiter unten – abermals an uns, die Spur im teilweise sehr schweren Schnee zu ziehen. Lediglich ein Schitourengeher, der nicht zur großen Gruppe gehörte, folgte unserer Anstiegsspur, die wir über den Westrücken auf den Tamischbachturm wählten.
Der Weg von der Ennstaler Hütte auf den so nah scheinenden Gipfel zieht sich in der Folge aber ganz schön in die Länge und auch der Tatsache, dass diese Tour knapp 1.500 Höhenmeter zählt, muß man auf den letzten Höhenmetern bis zum Gipfelkreuz durch langsamere Schritte Tribut zollen.
Schließlich stehen wir aber am höchsten Punkt des kalt umwindeten Tamischbachturm. Der Ausblick kann nur als phänomenal bezeichnet werden und die Fernsicht reichte heute bis in die Hohen Tauern zu Großglockner, Hohe Dock, Großes Wiesbachhorn und Hohem Tenn.
Die höchsten Dachsteingipfel schienen zum Greifen nahe zu sein, ganz zu schweigen von den benachbarten Gesäusbergen Lugauer, Hochzinödl und Planspitze, Hochtor (mit 2.369 Meter nicht nur der höchste Gipfel der gleichnamigen Gruppe sondern der gesamten Ennstaler Alpen) und Großer Ödstein. Weiter südwestlich folgt die Reichensteingruppe mit Admonter Reichenstein, Sparafeld, Admonter Kalbling und Riffel.
Der Ausblick im Westen wird beherrscht durch den dominanten Großen Buchtstein. Rechts neben dem Kleinen Buchstein spitzelt das Große Maiereck hervor, welches ich neben unserer Überschreitung auch bereits einmal mit Schneeschuhen besucht habe.
Lediglich die Gipfel weiter im Norden (sind nicht mehr viele vor dem oberösterreichischen und niederösterreichischen Flachland) sowie im Osten (Hochschwabgruppe) sind mir noch weniger geläufig, obwohl ich auch hier schon etliche große Gipfelnamen mit Schneeschuhen erwandert habe.
Aber im Wesentlichen endet (derzeit) mein Kerngebiet im Osten mit den Ennstaler Alpen.
Der kalte, schneidige Wind ließ uns nicht mehr länger im Gipfelbereich verweilen und so machten wir uns wieder auf den Rückweg. Die große Schitourengehergruppe kam uns beim Abstieg “feinsäuberlich aufgefädelt” entgegen. Bemerkenswerterweise konnte mir keiner der 3 von mir befragten Schifahrer erklären, wo sie denn abfahren wollten.
Alle “gehen bloß mit”.
Bei den heutigen Schneeverhältnissen waren Ingrid und ich mehr als froh, die Schneeschuhe gewählt zu haben. Die wirklich lohnenswerten Abschnitte dürften sich auf maximal 200 bis 300 Höhenmeter beschränkt haben.
Auch die meist wenig eleganten Abfahrtsspuren des Schitourengehers, der mit uns am Gipfel war, legten Zeugnis ab, dass der weiche, patzige Schnee (das “Koch” wie man bei uns zu sagen pflegt) in tieferen Lagen nicht sonderlich aufregend war. Dazwischen stellenweise Bruchharsch und ein paar Windgangeln.
Über den Anstiegsweg stiegen wir wieder zurück ins Tal.
Fazit dieser Tour: Der Tamischbachturm ist auch für Schneeschuhwanderer eine äußerst lohnenswerte Tour – allerdings nur bei günstigen Schneeverhältnissen ROT (sonst oberhalb der Ennstaler Hütte eher SCHWARZ).
Weitere Informationen zur Tour:
Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Tags: Ennstaler Alpen, Ennstaler Hütte, Gesäuse, Gesäuseberge, Gstatterboden, Weng