Nach den letzten Schitouren griff ich heute wieder einmal auf die Schneeschuhe zurück. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren vor allem die warmen Frühlingstemperaturen und die damit verbundene kaum mehr kompakte Schneedecke.
Bei der Anfahrt zum Grundlsee zeigte sich der Morgenhimmel in einem intensiven Rot. Warum ich beim Westufer des Sees nicht angehalten habe, um dieses farbenprächtige Schauspiel fotografisch festzuhalten, vermag ich eigentlich gar nicht genau zu sagen.
Bin ich schon so abgestumpft, angesichts der Dutzenden herrlichen Sonnenaufgänge, die ich nun schon erleben durfte. War ich noch zu verschlafen und faul, für einen Zwischenhalt, so kurz vor dem Ausgangspunkt. Ich glaube, es waren meine Gedankenspiele, welches Wetter diese Farben, die ich bislang in dieser Tongebung noch nie erlebt hatte, wohl zu bedeuten hätte.
Andererseits dachte ich mir, die wenigen Minuten bis zum Aufbruch, wird die Rottönung am Himmel schon noch aushalten. Tat sie nicht.
Nun gut, Aufbruch beim (geöffneten) Forststraßenschranken. Ich folge der Beschilderung zur Zimitzalm, an der ich bereits zwei Mal vorbei gekommen bin. Einmal am 15.08.2007 als ich durch den Salzgraben auf den Reichenstein und weiter zum Häuslkogel aufgestiegen bin.
Und zum anderen, als ich einen Monat später – am 16.09.2007 – mit Ingrid den Hinteren und Vorderen Bruderkogel überschritten habe. Der damalige Wegverlauf hat sich bis zum nördlichsten Wegpunkt mit der heutigen Route gedeckt. Damals sind wir in der Folge dann aber ostwärts weiter gewandert. Heute würde ich mich westwärts halten.
Am angesichts des reichlichen Schmelzwassers tosenden, rauschenden und schäumenden Wasserfalls vorbei steige ich am laubbedeckten Waldboden gemächlich ansteigend bis zu den ersten Schneefeldern im Umfeld der Zimitzalm.
Hier glaube ich zunächst einer Täuschung zu unterliegen, als ich Kuckucksrufe vernehme. Aber nein, da war es wieder, klar, laut und deutlich. Sehr früh für diese Jahreszeit, wie mir scheint. Das sollten heute aber nicht die letzten Frühsommerboten gewesen sein. Doch dazu beim Abstieg mehr.
Von der Alm über den Forstweg und dann am bereits bekannten, unmarkierten Steiglein steil über eine Geländestufe hinauf, eng an den glatten, senkrechten Felswänden vorbei. Die Abzweigung über den Salzgraben lasse ich links liegen und folge einigen alten, aber noch deutlich erkennbaren Schispuren über eine nächste steilere Stufe ins Erlenkar.
Über die steilen Schotterausläufer des mit glatten Felswänden emporragenden Siniweler vorbei erreiche ich die nächste Geländestufe, von der sich jetzt erstmals ein herrlicher Blick über das weite Widderkar bietet.
Links die Lange Wand mit dem markanten Stiegenkogel im nördlichen Abschluß, rechts der Dreibrüderkogel, gefolgt von Vorderem und Hinterem Bruderkogel.
Westlich einer kleinen Jagdhütte entdecke ich in der Langen Wand den vermuteten steilen Durchstieg der „Steinernen Stiege„, über die ich am Nachmittag herunter kommen sollte. War der Schnee im unteren Abschnitt – nahezu durchgängig ab dem Salzgraben – angesichts der „lauen“ Nacht noch weich, so erlaubte mir jetzt kurzfristig ein tragfähiger Harschdeckel ein rasches Vorwärtskommen.
Ab dem oberen Widderkar stapfte ich dann aber stets im tief durchfeuchteten, schweren Schnee.
Im Umfeld der markierten Route vom Appelhaus zur Pühringerhütte traf ich nun wieder auf ältere Schispuren. Zwar hätte ich hier schon direkter auf den Gipfel aufsteigen können, ich folgte den Spuren aber noch ein Stück westwärts bis zum Jägerbründl. Hier stieg ich südwärts auf einen Rücken und über diesen Richtung Osten auf den Gipfel des Widderkarkogel mit großem Stoamandl.
Der Widderkarkogel erlaubt einen herrlichen Rundumblick. 2 Beispiele sollen besonders hervor gehoben werden: Im Westen winkt das Gipfelkreuz vom Redenden Stein herüber, den ich am 13.08.2006 im Anschluß an den Rinnerkogel besucht habe. Im Norden der wuchtige Große Woising, den ich am 21.04.2007 im Rahmen einer Schitour besucht habe.
Vormittags war es überwiegend heiter und es gab kaum Wind. Ab den Mittagsstunden wurde es dann zunehmend wolkiger und auch windiger. Nach einer Pause stieg ich über den felsdurchsetzten Südhang des Widderkarkogels ab. Erst weiter unten habe ich überblickt, dass ich über den teilweise ausgesetzten Steilhang nicht unbedingt die einfachste Abstiegsroute erwischt habe.
Der Übergang zum Stiegenkogel gestaltete sich gehtechnisch nicht schwierig, allerdings lauerten hier einige furchteinflößende, tiefe, schwarze Spalten und Löcher, trügerisch unter der labilen Schneedecke verborgen. Wenig später stand ich am Gipfel des Stiegenkogel, ein vor allem aus dem Widderkar äußerst ansehnlicher Gipfel, der mir einige Rätsel aufgibt.
Zum Einen verstehe ich nicht, warum er in manchen Landkarten gar nicht verzeichnet ist, in anderen steht zwar der Name, aber keine Höhenangabe, und wiederum in anderen steht zwar eine Höhenangabe, aber kein Name. Und die Höhenangabe – so sie vorhanden ist – ist um exakt 100 Höhenmeter falsch: Nämlich zu hoch.
Am Ehesten kommt noch die digitale Alpenvereinskarte hin: Dort ist der Name enthalten und auch die Höhe stimmt (fast – lediglich 2 Meter werden zuviel angezeigt).
Meine GPS-Messung ergab: Stiegenkogel => 1.878 Meter Höhe. Und ja, dieser Gipfel ist es wert, ihn namentlich zu erwähnen ;-).
Beim Abstieg folgte ich nun zunächst im Dolinengelände meiner Anstiegsspur wieder nordwärts zurück, hielt mich in der Folge aber kurz westwärts und stieg dann Richtung Süden ins Schowodinkar – einen großen Kessel – hinab.
Zwischen Schowodinkar und Himmelskare – westlich der Breitwiesalm, bei der ich voriges Jahr bei meiner Schneeschuhwanderung von der Trisselwand zum Breitwiesberg vorbeigekommen bin, dreht meine Route nun wieder Richtung Osten.
Cirka 60 Höhenmeter geht´s jetzt bergauf, dann auf der anderen Seite der Langen Wand sehr steil wieder hinab. Die Steinerne Stiege hat sich heute als „schneeige“ gezeigt. Sicherheitshalber habe ich die Schneeschuhe abgeschnallt, um im Steilgelände nicht ins unkontrollierte Rutschen zu kommen.
Unten im Kar, wo ich nun wieder auf meine Anstiegsspur traf, wurden sie wieder angeschnallt. Die Bergschuhe (und Füße) waren mittlerweile völlig durchnässt. Auf einigen aperen Fleckchen mitten im Schnee traf ich dann auf die eingangs bereits erwähnten weiteren Frühsommerzeichen.
2 Kreuzottern kreutzen meinen Weg. Zunächst eine braune mit deutlich erkennbarem Zickzackmuster. Später eine braun-schwarze. In Angriffsstellung mit dem Rücken zur Wand harrte sie der Dinge, die da kommen.
Wenn wir schon bei Animalischem sind: Nebstbei sei erwähnt, dass natürlich auch die für das innere Tote Gebirge unvermeidlichen Gämse angetroffen wurden.
Über die am Nachmittag jetzt von einigen Wanderern besuchte Zimitzalm und neben dem am Nachmittag noch tosenderen, rauschenderen und schäumenderen Wasserfall gelangte ich wieder zurück zu meinem Ausgangspunkt nahe dem Nordufer des Grundlsees in der Nähe des Gh. Ladner.
Weitere Informationen zur Tour:
Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Grundlsee – Appelhaus
Wandergemeinde: Grundlsee
Ausgangspunkt: Gh. Ladner
Gebirgsgruppe: Totes Gebirge
Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Tags: Grundlsee, Salzkammergut, Schneeschuhtour, Steiermark, Totes Gebirge, Tourenbericht
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