Wie auch schon in den vergangen Jahren wollte ich auch heuer wieder eine ausgewachsene Tagestour im Toten Gebirge fernab jeglicher Zivilisation und abseits der markierten Wanderrouten unternehmen.

Nach Hochweiß, Plankermira und Weißer Wand im Jahre 2007, dem Feuertalberg im Jahre 2008 sowie dem Hebenkas und dem Großen Hochkasten und Brandleck im Jahre 2009 stellte ich mir heuer die „Aufgabe“, eine ebenso abgelegene und einsame Berggestalt am nördlichen Rand des Toten Gebirges – bereits in Oberösterreich gelegen – zu besuchen.

Zwischen Rotgschirr und Schermberg gab es zwei mir noch unbekannte Gipfel. Der Hochplattenkogel mit dem höheren und etwas leichter ersteigbaren Ostgipfel und dem niedrigeren, aber noch mühsamer und anstrengender erreichbaren Westgipfel.

Das Tourengebiet

Bundesland: Steiermark (Großteil der Route) bzw. Oberösterreich (die Gipfel)
Tourenregion: Steirisches Salzkammergut
Wandergemeinde: Grundlsee
Ausgangspunkt: Schachen
Gebirgsgruppe: Totes Gebirge

Tourengebiet Lahngangsee-Puehringerhuette-Hochplattenkogel

Tourengebiet Lahngangsee-Puehringerhuette-Hochplattenkogel

Der Routenverlauf:

Grundlsee / Schachen – Draußengatterl – Vorderer und Hinterer Lahngangsee – Elmgrube – Elmsee – Pühringerhütte – Rotkogelsattel – Aufg’hackert – Östlicher und Westlicher Hochplattenkogel – Nach einer Schleife im Gipfelbereich am Anstiegsweg wieder zurück

Unterster Wegabschnitt: Grundlsee - Lahngangsee

Unterster Wegabschnitt: Grundlsee - Lahngangsee

Mittlerer Wegabschnitt: Lahngangsee - Pühringerhütte

Mittlerer Wegabschnitt: Lahngangsee - Pühringerhütte

Oberer Wegabschnitt: Pühringerhütte - Hochplattenkogel

Oberer Wegabschnitt: Pühringerhütte - Hochplattenkogel

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304 

Der Ausgangspunkt der Tour lag schon wie bei meiner vorletzten Wanderung (auf den Dreibrüderkogel) am Nordostufer des Grundlsees im Ortsteil Schachen. Aufbruch noch vor Sonnenaufgang, der Mond spendete aber ausreichend Licht, um auf der nun bereits gut bekannten Route im untersten Abschnitt zurecht zu kommen.

Und nach etwa einer halben bis dreiviertel Stunde wurde es in der Morgendämmerung mit dem anbrechenden Tag ohnehin bereits heller und als ich schließlich beim Draußengatterl (Drausengatterl) den Wald hinter mir ließ, hatte mich das Tageslicht vollends in Beschlag genommen.

Bereits wenig später kam mir die erste Wanderin am Weg ins Tal entgegen, im Laufe der nächsten 1 bis 2 Stunden sollten ihr noch einige weitere Bergwanderer aus Richtung Pühringerhütte folgen.

Vorderer und Hinterer Lahngangsee sowie die Hütten in der Elmgrube lagen zwar noch im Schatten, die Felswände des Salzofen konnten sich aber bereits im hellen Morgenlicht sonnen.

Der Salzofen liegt bereits in der Sonne

Der Salzofen liegt bereits in der Sonne

Das letzte, weitgehend ebene Wegstück, am Elmsee vorbei bis zur im dunstigen Nebel liegenden Pühringerhütte war bald zurückgelegt. Hier herrschte gerade geschäftiges Treiben und Aufbruchstimmung kleinerer und größerer Wanderergruppen war erkennbar, warten doch im Umfeld der Hütte einige ganz herrliche Wanderziele wie Rotgschirr und natürlich der Elm.

Dünne Nebelschwaden über dem Almkessel mit Elmsee und Pühringerhütte

Dünne Nebelschwaden über dem Almkessel mit Elmsee und Pühringerhütte

Ohne Unterbrechung wandere ich gleich weiter, habe ich doch noch nicht einmal die Hälfte meines heutigen Anstiegsweges (bzw. ein Viertel des geplanten Tagespensums) hinter mir.

Die Abzweigung zum Sepp-Huber-Steig, über den ich im Anschluß an die Überschreitung der „Almtaler Sonnenuhr“ vom Zwölferkogel zum Neunerkogel wieder zurück zum Almsee gewandert bin, sowie die bald darauf folgende Gabelung auf das Rotgschirr lasse ich links liegen.

Nun geht es steiler, aber immer noch unschwierig bergan auf den Rotkogelsattel.

Über das „Aufg’hackert„, eine von großen Felsblöcken „bewachsene“ flache Ebene geht es nun ein Stück südöstlich um das Rotgschirr wieder leicht bergab.

An der tiefsten Stelle verlasse ich nun den markierten Wanderweg, der weiter Richtung Osten wahlweise zur Welser Hütte oder zum Prielschutzhaus führen würde und halte stattdessen nordwärts auf einige größere Steinmandln im oberen auslaufenden Hetzaugraben zu.

Vom Rotkogelsattel über das "Aufg'hackert" leicht bergab

Vom Rotkogelsattel über das "Aufg'hackert" leicht bergab

Von hier wähle ich die mir am einfachsten erscheinende Aufstiegsroute über die plattigen – dem Berg seinen Namen gebenden – rissigen und zerklüfteten Felsen aufwärts. Der Fels ist rauh und bietet somit gute Griffigkeit und Begehbarkeit.

Lediglich beim Anhalten muss man aufpassen, dass man sich an den scharfen Steinschneiden nicht verletzt.

Aufwärts über zerfurchte Felsplatten

Aufwärts über zerfurchte Felsplatten

Am oberen Ende des Südrückens angekommen folge ich diesem nun nordwärts über Schotterfelder und in leichter Kletterei über so manche Dolinenkluft hinweg, vorbei an kleineren und größeren Gamsrudeln.

Zu meiner Verwunderung – nie hätte ich heute in dieser einsamen Ödnis damit gerechnet – treffe ich am Gipfel des Östlichen Hochplattenkogels (der eigentliche Hauptgipfel) auf eine 4-köpfige Wanderergruppe im Verhältnis 3:1 zugunsten des männlichen Geschlechts, die im 4-stündigen Anmarsch aus dem Almtal herauf gekommen war.

Auch sie waren sehr überrascht, gerade hier auf diesem entlegenen Gipfel auf einen Wanderer zu treffen.

Ausblick zum Rotgschirr und die Almtaler Sonnenuhr. Im Hintergrund der Dachstein.

Ausblick zum Rotgschirr und die Almtaler Sonnenuhr. Im Hintergrund der Dachstein.

Nach fast 1-stündiger Pause brachen wir fast zeitgleich wieder auf. Die einen zurück über den Anstiegsweg hinab ins Almtal – der andere ein weiteres Gipfelziel anstrebend Richtung Westen.

Dort vom zwar etwas niedrigeren, aber noch weiter Richtung Nordwesten vorgeschobenen Westlichen Hochplattenkogel erhoffte ich mir einen atemberaubenden Ausblick hinab zum Almsee.

Das war auch die größte Motivation zum Weitergehen. Denn nach nun schon mehr als 7 Stunden unterwegs war der Übergang vom Östlichen auf den Westlichen Hochplattenkogel doch recht mühsam, anstrengend und beschwerlich.

Prächtig war er dann ja der Ausblick vom Westgipfel. Den Almsee aber sah ich nicht. Dafür waren die Einblicke in die glänzend, glatten Felswände der „Almtaler Sonnenuhr“ wahrlich beeindruckend.

Neunerkogel, Zehnerkogel, Elferkogel und Zwölferkogel – kontinuierlich an Höhe zunehmend.

Im Süden das Rotgschirr, rechts dahinter der Elm und weit im Süden, 40 Kilometer entfernt, bei dem heutigen klaren Licht aber so nah wirkend, die gleißend weißen Gletscher am Dachstein.

Eine ausgiebigere Pause wollte ich mir trotz der zunehmend „müden Knochen“ jetzt aber nicht gönnen. Ich war bestrebt, die weglose, mühsame Wildnis so rasch als möglich hinter mich zu bringen und wieder zum markierten Weg zurück zu gelangen.

In einer Schleife galt es den einen oder anderen dunklen Schlund zu übersteigen, manche Rillen nur wenige Zentimeter tief, etliche knie- bis manntief, einige sich in der Finsternis verlierend. Hineinkullernde Steinchen hallen beim Fall in die grundlose Tiefe noch einige Zeit nach.

So war ich dann doch sehr froh in der zunehmenden Nachmittagshitze endlich wieder begangene Pfade und damit andere Wanderer am Weg Richtung Pühringerhütte zu treffen.

Mein Schritt konnte mit dem ihren allerdings nicht mehr so ganz mithalten. Mußte er auch nicht. Es gab noch so viel Schönes zu fotografieren. Und auch mit langsamen Gang passierte ich schließlich das „Haus am See“ – die Pühringerhütte am Elmsee.

Weniger später an „Emils Tränenhügel“ vorbei, dessen Namensherkunft mir eine Leserin meiner Tourenberichte mittlerweile erklärt hat (mehr dazu im Fotoalbum).

Der Hintere Lahngangsee lag noch grünschimmernd im hellen Sonnenlicht, während sich der Vordere Lahngangsee mit den letzten Lichtstrahlen des heutigen Tages begnügen mußte.

Ein Wanderer nutzte sein klares Bergwasser für ein wohl mehr als erfrischendes Bad – wenn ich sein Husten und Prusten richtig interpretierte.

Wieder zurück beim Vorderen Lahngangsee

Wieder zurück beim Vorderen Lahngangsee

Am Nordwestufer warten 2 kühle Quellen, an denen ich mich gerne labe und so rasch wieder zu neuen Kräften gelange. Zu ausgiebige Schlucke des kalten Quellwassers erzeugen Stiche im Kopf bis in die Haarspitzen. Die letzten 1,5 Stunden versuche ich so rasch als möglich – häufig im Laufschritt – hinter mich zu bringen, so dass ich noch bei Tageslicht wieder beim Ausgangspunkt am Grundlsee eintreffe.

Fazit der Tour:

Der untere Wegabschnitt bis zur Pühringerhütte kann wirklich jedem Wanderer empfohlen werden. Überraschend viel Wasser und damit viel Grün.

Als Schlüsselstelle, so man hier eine benennen müßte, wäre eventuell die Engstelle beim Draußengatterl zu nennen. An einer abschüssigen, leicht rutschigen Stelle findet man aber Unterstützung durch ein Drahtseil.

Im oberen Wegabschnitt nach Verlassen des markierten Wanderweges sieht es dagegen anders aus. Die spärlichen Klettereinlagen sind zwar sehr einfach, das im wahrsten Sinne des Wortes steinige Gelände erfordert aber Umsicht und vorausschauendes Gehen, um tiefe Gräben, scharfe Kanten und tückische Dolinenspalten rechtzeitig zu erkennen und umgehen.

Weitere Wanderschmankerln mit Ausgangspunkt beim Grundlsee

Weitere vom Grundlsee aus erreichbare Wanderziele im Toten Gebirge

Andere Gipfelziele in der näheren Umgebung

Weitere Informationen zur Tour

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Nachdem sich – abgesehen von den letzten Resten – die Schneemassen aus diesem Bereich des Toten Gebirges nun verzogen haben,  ist jetzt die ideale Wanderzeit für das einsame Karstgelände. Viel Spaß beim Nachwandern.

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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