An diesem heutigen (05.01.2011) Wandertag gab es so einige Pannen. Und alle hatten dieselbe Ursache: Den eisigen Frost.

Das Thermometer zeigte am Morgen -18°C. Dementsprechend viele Schichten habe ich nach dem „Zwiebelprinzip“ angezogen. Die Kälte sollte mir heute nichts anhaben können.

Mir nicht.

Aber mein Auto hatte sich trotz nagelneuer Batterie, die bei der letzten Frostwelle vor etwa 2 Wochen fällig wurde, heute wieder einmal zum Streik entschlossen. Gnadenlos. Da half kein Flehen und auch kein Fluchen. Es wollte nicht.

Und gerade heute sollte es traumhaft schön werden. Ich malte mir bereits am Vortag bei der Tourenplanung die herrlichsten Fotos mit strahlend-weißem Schnee und dunkelblauen Himmel aus, die ich vor den beeindruckenden Felswänden der Haller Mauern schießen wollte.

Daraus sollte nichts werden. Die AlpenYetin und der junge AlpenYeti waren mit ihren Autos bereits weg.

Ganz kurz – etwa 2 bis 3 Sekunden – flackerte so etwas wie Resignation auf. Ist eh zu kalt heute – sagte der Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen.

Dann aber packte ich meine Schneeschuhausrüstung aus dem Auto und stapfte zu Fuß weg. Direkt von zu Hause aus.

Auf den Stoderzinken wollte ich gehen. Mein Hausberg, dessen Gipfelkreuz ich direkt aus der Wohnung – Altersweitsichtigkeit sei Dank – gut erkennen kann.

33 Mal war ich bisher in den letzten 7 Jahren bereits oben am Gipfel.

Von den unzähligen Mountainbike-Auffahrten bis zum Steinerhaus oder zumindest bis zum Roßfeld-Parkplatz ganz zu schweigen.

Da kennt man natürlich nahezu alle möglichen Anstiegsrouten und Wanderwege fast auswendig.

Damit mir während des Gehens nicht „fad“ wird, musste heute eine Idee und Herausforderung her, die ich bislang noch nie verwirklicht hatte. Ich wollte direkt entlang der Stoderstraße bis zum Steinerhaus aufsteigen. Durch meinen frühen Aufbruch sollte auch der Verkehr in das Schigebiet kein nennenswertes Problem darstellen.

12 Kilometer steht auf dem Hinweisschild in Gröbming-Winkl. Steigung 9%.

Ob es wirklich so weit ist, wage ich zu bezweifeln. Mein GPS zeigte mir deutlich weniger an. Aber das wurde ja heute neben dem Auto ebenfalls ein Opfer der Kälte. Doch dazu später mehr.

Das Tourengebiet    

Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Ennstal / Kemetgebirge
Wandergemeinde: Gröbming
Ausgangspunkt: Winkl
Gebirgsgruppe: Dachsteingebirge
Tourengebiet Stoderzinken-Notgasse

Tourengebiet Stoderzinken-Notgasse

Der Routenverlauf

Gröbming-Winkl – Stoderstraße – Steinerhaus – Stoderzinken – Hochwiesmahd – Große Wiesmahd – Notgasse – Rahnstube – Öfen – Lend – Ausgangspunkt

Der Routenverlauf im Uhrzeigersinn

Der Routenverlauf im Uhrzeigersinn

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304 

Kurze Anmerkung zur Routengrafik:

Die lange Gerade links unten stammt vom eingefrorenen GPS-Gerät. Ich bin hier nicht Direttissima aufgestiegen, sondern dem kurvenreichen Straßenverlauf gefolgt.

Hinweis für meine E-Book-Leser:

Diese Schneeschuhwanderung verbindet die Tourenziele 2 ab Seite 8 und 4 ab Seite 14 (irrtümlich mit der „roten 3“ beschriftet) im Band Steiermark B (Gröbming – Sölktäler) aus meinem Schneeschuhtourenführer-eBook Zentral-Österreich.

Die Tourbeschreibung

Seit gestern Abend hatte ich immer wieder den Himmel beobachtet. Viele Sterne waren zu sehen. Sternenklare Nacht heißt das dann im Wetterbericht. Und klirrend kalt. Der Schnee auf der Fahrbahn knirrschte unter meinen Schuhen. Gefrorener Rollsplitt verhinderte ein Ausrutschen.

Beim Start war die Sonne noch nicht aufgegangen. Aber bereits kurz nach der Gröbminger Alm konnte ich zwischen den Baumwipfeln hindurch erkennen, dass der Gipfel des Stoderzinken wie sein östlicher Nachbar – der Kammspitz – in kräftiges Orange getaucht war.

Ich hatte genug und die richtige Kleidung gewählt. Da hat man wenigstens gleich die richtige Ausrede, wenn man etwas „fülliger“ aussieht ;-).

  • Kurze Transtex-Unterhose von Löffler
  • Lange X-Underwear-Unterhose
  • 1 Paar Wandersocken (Falke)
  • 1 Paar Snowboardstutzen (X-Socks)
  • 1 Paar Lowa Tibet – Bergschuhe
  • 1 winddichte Salewa-Schitourenhose AlpineXtrem
  • Mammut-Gamaschen
  • 1 langärmeliges X-Underwear-Unterleibchen
  • 1 winddichte Fleecejacke von Löffler
  • 1 winddichtes Softshell-Gilet von Mammut
  • 1 flauschig weiche Fleece-Jacke von Astri, die im Brustbereich alsbald von einer dicken Rauhreif- und Eisschicht überzogen war
  • 1 Paar Handschuhe
  • 1 winddichtes Stirnband
  • 1 Buff-Stirnband mit Fleeceeinsatz

Im Rucksack noch zusätzlich (falls es richtig kalt werden sollte ;-)):

  • 1 Big Pack Anorak
  • 1 Haube
  • 1 zusätzliches warmes Paar Handschuhe

Die Ersatz- bzw. Zusatzkleidung habe ich allerdings nicht benötigt.

Mir war also nicht kalt. Lediglich um das Kinn vermisste ich den einstigen langen Vollbart. Gelegentlich machten die Wimpern einen flüchtigen Versuch, zu vereisen.

Auf der Stoderstraße zum Stoderzinken

Auf der Stoderstraße zum Stoderzinken

Immer wieder hielt ich inne, um die wechselnden Farben des Stoderzinken abzulichten, sofern ich ihrer zwischen den Bäumen hindurch gewahr wurde. Orange, gelblich, gleißend weiß.

Ebenso dokumentierte ich alle Kehrenbeschreibungen:

  1. Siebenbrünn – 990 Meter Seehöhe – noch 9,0 km
  2. Rotofen – 1115 Meter Seehöhe – noch 8,5 km
  3. Süsses Löchl – 1135 Meter Seehöhe – noch 7,5 km
  4. Mühlrinn – 1186 Meter Seehöhe – noch 6,9 km
  5. Assacher Scharte – 1250 Meter Seehöhe – noch 6,4 km
  6. Saukeixe – 1320 Meter Seehöhe – noch 5,7 km (ab hier gelange ich in die angenehm wärmende Sonne)
  7. Mühlrinnkehre – 1380 Meter Seehöhe – noch 5,1 km (ab jetzt kommen zunehmend Autos den Berg herauf)
  8. Beim Stöderl stehen keine weiteren Angaben – gleich darauf folgt dann der
  9. Glocknerblick – 1510 Meter Seehöhe – noch 3,7 km
  10. Gedankenstrich – 1550 Meter Seehöhe – noch 3,3 km (liegt ausnahmsweise in keiner Kehre – kurz danach kommt das Stoderbrünndel)
  11. Schützenschlufkehre – 1585 Meter Seehöhe – noch 2,9 km
  12. Steinersprung – 1600 Meter Seehöhe – noch 2,7 km
  13. Weissenbacher Kehre – 1640 Meter Seehöhe – noch 2,3 km
  14. Kaiserwand Kehre – 1685 Meter Seehöhe – noch 1,9 km (hier überholt mich der Schibus)
  15. Rossfeld Parkplatz – 1765 Meter Seehöhe – noch 1,0 km (etliche Schifahrer begeben sich gerade hinüber zu den Schiliften bei der Rosemihütte)
  16. Christophorus Parkplatz – 1815 Meter Seehöhe – noch 0,4 km (kurz danach folgt eine Zirbe mit Hinweistafel)
  17. Steinerhaus – 1845 Meter Seehöhe

Wie im Flug waren die 3 Stunden für den Straßenanstieg durch diese Ablenkungen vergangen. Dazwischen wurden natürlich etliche Fotos gemacht. Da ein Blick über das Ennstal, dort eine Gams, die Aussicht bis zum trotz Dunst deutlich erkennbaren Großglockner … und natürlich der Stoderzinken vor meiner Nase.

Beim Steinerhaus lege ich meine Schneeschuhe an.

Erst jetzt bemerke ich, dass mein GPS-Gerät wohl im wahrsten Sinne des Wortes eingefroren ist. Es reagiert auf keinerlei Tastendruck mehr. Unten beim Glocknerblick hat es sich verabschiedet bzw. seinen Stand und Status fixiert. Auch ausschalten läßt es sich nicht mehr. Batterien raus, Batterien rein. Einschalten. Es läuft wieder. Es bemerkt die „vergessene“ Route und bequemt sich dazu, eine Gerade bis zum Steinerhaus herauf zu ziehen.

Nachdem ich mit einigen Mühen und mehr schlecht als recht meine neuen Komperdell-Schneeschuhe unter den Füßen fixiert habe, steige ich am Rand der Schipiste und zuletzt durch eine Latschengasse auf das Plateau des Stoderzinken, um über dieses bis zum östlich und etwas tiefer gelegenen Gipfelkreuz zu gelangen.

Beim aussichtsreichen Gipfelkreuz am Stoderzinken

Beim aussichtsreichen Gipfelkreuz am Stoderzinken

Der Ausblick von unserem Hochzeitsberg, an dessem höchsten Punkt wir im Kreise unserer engsten Freunde und Verwandten geheiratet haben, ist immer wieder ein äußerst beeindruckender. Mit Schneeschuhen und Tourenschi sind wir damals am 04.04.04 aufgestiegen. Der im Sommer 2010 viel zu früh auf tragische Art und Weise in seinen heimatlichen Bergen verunglückte Fred war als Standesbeamter von unserer Idee begeistert.

Im Osten der Kammspitz, rechts darunter Gröbming. Links davon die bewaldeten Weiten des Kemetgebirges bis Bad Mitterndorf im steirischen Salzkammergut. Im Norden der schneebedeckte Hirzberg, dem ich erst vor wenigen Wochen einen Besuch mit Tourenschi abgestattet habe (Schitour auf den Hirzberg). Im Süden das Ennstal. Und im Westen natürlich das unvergleichliche Panorama der höchsten Dachsteingipfel.

Einige Schifahrer auf den Pisten, einige Schneeschuhwanderer am Plateau, beim Gipfelkreuz bin ich aber alleine. Als ich bereits wieder aufbreche, kommt ein Schifahrer-Paar am Gipfel an.

Die Kälte hätte mich heute nicht vorangetrieben. In der Sonne ist es herrlich, nahezu windstill.

Aber ich habe heute noch ein weiteres Tourenziel. Ich möchte nun im Hinterland des Kemetgebirges wieder einmal die Notgasse besuchen.

Zunächst muß ich hier am Rand der Schipiste bis zur Tritscherhütte absteigen. Noch einmal ein kurzer, scharfer Anstieg zur Bergstation des Lärchbergliftes. Dann trachte ich danach, den zunehmenden Rummel der Schipisten rasch hinter mich zu bringen.

Ein Hochgenuß, als ich endlich in die Stille und Einsamkeit des waldreichen Kemetgebirges eintauchen kann. Viele Schispuren zeigen, dass in den letzten Tagen wohl etliche Schitourengeher Richtung Hirzberg gewandert sind.

Unterwegs treffe ich a) auf einen bekannten Schitourengeher und b) auf Schneeschuhspuren.

Bei den freien Wiesenflächen der Hochwiesmahd und Großen Wiesmahd haben sich auffallende Kaltluftseen gebildet, die zum üblichen Temperaturniveau im Wald mit Sicherheit etliche Minusgrade mehr aufweisen.

Beim oberen = westlichen Eingang in die Notgasse lege ich zunächst einmal auf einem sonnigen Plätzchen ein Päuschen ein.

Trotz herrlichster Pulverbedingungen, die heute auch mit Tourenschi größtes Vergnügen bereitet hätten, komme ich mit meinen neuen Komperdell-Schneeschuhen einfach nicht zurecht.

Ich rätsle darüber, wie sich die Entwicklungsingenieure bei Komperdell dieses Modell wohl gedacht haben. Da ich nicht schlauer werde, habe ich mittlerweile auch eine Anfrage an Komperdell direkt gesandt. Wäre das heute meine erste Schneeschuhtour gewesen – ich würde wohl nie mehr wieder Schneeschuhe anrühren.

Durch die enge Schlucht der Notgasse

Durch die enge Schlucht der Notgasse

Nach der Pause geht´s weiter. Ich fühle mich gut heute, noch überhaupt nicht müde. Bald ist der Beginn der dunklen engen Felsschlucht der Notgasse erreicht. Ein Eintrag im „Schluchtenbuch“ zeigt mir, dass ich heuer erst der 2. Besucher hier bin. Im alten Jahr waren noch einige Wanderer (Schitourengeher und Schneeschuhwanderer) durch die Schlucht gekommen.

Die Begehung gestaltet sich heute einfach, kein Vergleich mit der Schinderei vor etlichen Jahren (vor AlpenYetis Fotodokumentationen), als sich Ingrid und ich stundenlang durch hüfthohen Neuschnee gekämpft hatten.

Am unteren Ende der Notgasse treffe ich wieder auf die Forststraße. Ich folge den Schispuren in den Wald hinein, die große Straßenschleife über die Brandalm dabei gehörig abkürzend. Schließlich treffe ich wieder auf die Forststraße, die von der Brandalm talwärts führt.

Plötzlich „bricht“ einer meiner 2 neuen Leki-Schneeschuhstöcke ein, die ich heute zum zweiten Mal teste. Er läßt sich einfach nicht mehr fixieren. Erst als ich den Stock zerlege und sein „Innenleben wärme“ funktioniert es wieder. Nach Auto und GPS-Gerät (ich hatte heute das Garmin GPSMAP 60 CSx mit) ein weiteres Opfer der heutigen Kälte?

Brandmoos, Rahnstube, 3 Schifahrer kommen vom Hirzberg herunter. Endlich kann ich dank Schneemobilspur auf die Komperdell-Schneeschuhe verzichten. Mit denen konnte ich mich heute einfach nicht anfreunden. Und das Lösen der Bindung bei eisigen Temperaturen gestaltete sich gar nicht so einfach. Kälte-Opfer Nummer 4?

Seeboden, Öfen, 2 Schifahrer kommen vom Stoder herunter, Lend. Der Belichtungsmesser meines Fotoapparates (Sony R1) funktionierte plötzlich nicht mehr. Der Weißabgleich spielt verrückt. Nach Auto, GPS, Tourenstock und Schneeschuhe Kälteopfer Nr 5? Dabei sollte das Thermometer wenig später zu Hause ohnehin „milde minus 12°C“ anzeigen.

Auf der Straße geht´s zurück nach Hause, nicht ohne noch etliche Fotos vom nahen Kammspitz und dem ferneren Gumpeneck im letzten Licht des ausklingenden Tages zu machen.

Die Tourenstatistik

28 Kilometer und 1.360 Aufstiegshöhenmeter.

Die Knie- und Rückenbeschwerden ordne ich der katastrophalen Ergonomie der Komperdell-Schneeschuhe zu. Aber vielleicht habe ich sie ja einfach nur falsch bedient und nicht richtig verstanden. Sobald ich von Komperdell dazu eine Stellungnahme erhalte, werde ich sie euch selbstverständlich bekannt geben.

Weitere Wintertouren zwischen Stoderzinken und Notgasse

Weitere Informationen zur Tour 

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum 

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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