Manches Mal reizen mich etwas „ungewöhnlichere“ Touren.
In Gebiete, die bislang noch nicht sonderlich gut dokumentiert sind und bei denen auch nicht gewiß ist, ob mein Tourenplan überhaupt so ohne weiteres durchführbar sein würde.
Ist das Gelände halbwegs begehbar, wird meine Kondition reichen, sind beispielsweise einige der Fragen, die sich mir dann stellen.
Heute (12.03.2011) war wieder so ein Tourentag, „wo ich es wissen wollte“.
Als Wandergelände hatte ich mir das nördliche Dachsteingebirge bei Hallstatt ausgesucht. Auf Grund der Unsicherheit der Schneebeschaffenheit und -menge in diesem Gebiet wählte ich die Schneeschuhe.
Bereits bei den Tourenvorbereitungen habe ich mir 2 bis 3 Varianten und Wanderziele auserkoren, die ich dann je nach örtlichen Gegebenheiten und Verhältnissen ansteuern würde. Wie bei der Planung vermutet gab es bei der ersten Variante (über den Grünkogel zum Wiesberghaus) eine steile Schlüsselstelle, die mir bei den heutigen Schneeverhältnisen zu gefährlich erschein. Und wie ebenfalls bereits vorab geahnt, würde die zweite Variante (vom Gamskogel über den Langtalkogel zum Beerwurzkogel) sich an einem Tag nicht ausgehen.
Also entschied ich mich dazu, nicht zuletzt auf Grund der ab der Mittagsstunde zunehmend bescheidenen Wetter- und Lichtverhältnisse, es bei einem Besuch des Gamskogels zu belassen. Dass letztlich dann auch noch der überhaupt nicht berücksichtigte Niedere Grünberg (2.174) dazu gekommen ist, freute mich umso mehr.
Das Tourengebiet
Tourenregion: Salzkammergut / Echerntal
Wandergemeinde: Hallstatt
Ausgangspunkt: Wandererparkplatz beim Simonydenkmal
Gebirgsgruppe: Dachsteingebirge
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Der Routenverlauf
Hallstatt / Parkplatz beim Schranken ins Echerntal / Simonydenkmal – Niederdürren – Grubenalm – Hoßwandalm – Gamskogel – Niederer Grünberg – Weitgehend am Anstiegsweg zurück
Die Tourbeschreibung
Die Zufahrt zum Parkplatz (540) westlich etwas oberhalb von Hallstatt gelegen ist (fast) problemlos möglich. Aber bereits bei den ersten Schritten auf der Forsstraße ins Echerntal wandelt man auf riesigen Eisplatten dahin, die mich noch bis vor den Tunnel bei der Materialseilbahn zum Wiesberghaus begleiten und meine Schritte erschweren sollten.
Denn ist man erst einmal auf die spiegelglatte Oberfläche geraten, gibt es kein Halten mehr. Umso erleichterter war ich dann, als der vor dem Tunnel nach links in den Wald hinein abzweigende Steig weitgehend aper bzw. durch griffige, dünne Schneeauflage bedeckt war.
Der Schnee war frühmorgens ebenfalls noch gefroren, so dass ich den untersten Abschnitt noch problemlos ohne Schneeschuhe zurücklegen konnte.
Niederdürren heißt der von impossanten Felswänden umgebene Kessel westlich der Hirlatzwand, über den sich das Waldsteiglein hier gut begehbar emporschlängelt. An einem Gedenkkreuz vorbei erreiche ich bei etwa 980 Meter Höhe einen Forstweg mit unzähligen Schispuren.
Noch immer ist die zerfahrene Schneedecke so hart, dass ich mit meinen Bergschuhen kaum wenige Millimeter Eindruck hinterlasse.
Kurz nach der Weggabelung Wiesberghaus – Weittal auf etwa 1.130 Meter Höhe wird es dann aber doch Zeit, die Schneeschuhe anzulegen, weil wesentlich weniger Spuren über die Weittal-Route verlaufen als über die Tiergartenabfahrt vom Wiesberghaus und ich abseits der Schispuren doch immer wieder durch die Schneedecke brechen würde.
Nicht mehr weit ist es zur Grubenalm und von hier beginnt der weitere Geländeverlauf nun kontinuierlich steiler zu werden. Die steilsten Abschnitte warten dann unterhalb der Waldgrenze. Die Steilheit wird mir aber erst so richtig beim Abstieg bewußt.
Bei den letzten, vereinzelt stehenden Bäumen erkenne ich im Osten ein kleine Hütte, die ich nun in der Hoffnung ansteuere, von dort einen guten Tiefblick zum Halltätter See erhaschen zu können. Die weiter unten noch harte und durchfrorene Schneedecke hat sich nun in eine Pulverschneeauflage mit bis zu 20 cm Einsinktiefe gewandelt, weshalb ich zum einfacheren Vorwärtskommen eine der zahlreich vorhandenen Schispuren aussuche.
Ein aufgeregt bellender Hund empfängt mich bei der Hütte, 2 Schitourengeher, welche die letzte Nacht hier heroben verbracht haben – darunter der Jäger (einer von der freundlichen Art) in diesem Gebiet – machen sich gerade bereit zur Abfahrt.
Ich schweife zunächst etwas unschlüssig im Gelände herum. Soll ich jetzt den Gamskogel im Osten ansteuern. Nur dann würde sich wohl der ebenfalls verlockend aussehende Langtalkogel im Westen nicht mehr ausgehen. Vom noch weiter westlich gelegenen Beerwurzkogel ganz zu schweigen. Oder soll ich den Schispuren folgend noch weiter Richtung Süden ins Weittal aufsteigen.
Schließlich traf das Wetter eine Entscheidung für mich. Zunehmend drängte sich eine dünne Wolkenschicht aus Westen heran. Die dort gelegenen Gipfel Langtalkogel und Beerwurzkogel schied ich deshalb aus. In den südlichen Felswänden zwischen Hoßkogel und Hoßwand waren immer wieder Schneefahnen erkennbar. Also wollte ich auch nicht weiter in diese Richtung ins Weittal wandern.
Das Tourenziel war gefunden: Der Gamskogel im Osten sollte es werden. In stetigem Auf und Ab durch Mulden hindurch und über Hügel hinweg folgte ich über große Abschnitte einigen Schispuren. Einige davon recht frisch begleitet von Hundespuren – diese (die Schispuren, nicht die Hundespuren) dürften vom Jäger stammen, den ich heute morgen bei der Hütte getroffen habe. Teils auch schon ältere Schispuren, die vom Niederen Grünberg herab und um die Südseite des Gamskogel herum führten.
Der Südhang des Gamskogel hat bereits ordentlich aufgefirnt. Hier würde eine Schiabfahrt heute große Freude bereiten. Der Aussicht vom Gipfel war toll, für die Jause suchte ich mir aber ein windgeschütztes Platzerl weiter unten.
Das Gelände gleicht hier einer kratergesäumten Mondlandschaft. Etliche mehr oder weniger vollständig eingeschneite Dolinenlöcher, manche der schaurigen Löcher entziehen sich lange dem Blickfeld, wenn man sich von der „falschen“ Seite nähert. Nicht selten erkennt man sie erst im letzten Augenblick, wenn man auf überhängenden Wechten über sie hinweg schreitet.
Das ist auch der Grund warum ich diese Tour mit Schwierigkeit „SCHWARZ“ (schwierig) bewerte. Es sind nicht so sehr die Gehschwierigkeiten, wenngleich der Steilwald im Abstieg bei den heutigen, schweren Schneeverhältnissen gute Technik erfordert. Manches Mal hätte ich mir auch zumindest einen Pickel, idealerweise aber auch Steigeisen gewünscht.
Vor allem die vielen Spalten und Löcher sind es, die erhöhte Vorsicht erforderlich machen. Und mehr als einmal plagen mich furchteinflößende Visionen, was sich da unter meinem Schuhwerk und einer womöglich instabilen Schneebrücke verbergen könnte.
Zum dritten ist es auch die Länge der Tour – mit ca. 2.000 Höhenmetern auf mehr als 20 Kilometern – welche die Bewertung als „Schwierig“ für mich rechtfertigt.
Beim Landkartenstudium sowie der Geländebeobachtung während der Jausenpause kommen mir 2 weitere Tourenziele in den Sinn. Zunächst möchte ich dem Niederen Grünberg einen Besuch abstatten, der sich in ca. 1 Stunde Gehzeit vom Gamskogel aus erreichen läßt.
Mittlerweile hat es vollends zugezogen, und Himmel und Schneelandschaft vereinigen sich in eine grau-weiße Fläche.
Die 2 kamelhöckerartigen Gipfelerhebungen des Niederen Grünberg sind vollends aper. Genauso wie der Großteil des nach Nordwesten ziehenden Rückens, dem ich nun beim Abstieg folge.
Mein nächstes Tourenziel – wenn es das Gelände zuläßt – wäre nun der Grünkogel und über ihn hinweg der Übergang zum Wiesberghaus. Von hier könnte ich dann über die „Tiergartenabfahrt“ entlang der Herrengasse absteigen. Eine schöne Rundtour.
Das steile Gelände östlich des Gamskogel am unteren Ende des langgezogenen Grünbergs erschien mir heute aber zu gefährlich. Steil geht es vom Sattel nach unten und Richtung Osten zu den wieder flacher werdenden südwestlichen Abhängen des Grünkogels.
Mehrere Anläufe habe ich bei der Wegsuche unternommen, als ich dann aber über eine kurze, felsdurchsetzte Steilstufe im Schwimmschnee einige Meter mitrutschte, entschloss ich mir zur Umkehr. Grundsätzlich fehlt nicht viel für einen Übergang. Bei besseren Schneeverhältnissen wäre es mit Sicherheit möglich, heute war es mir das Risiko aber nicht wert.
Der folgenden Landkartenausschnitt zeigt die Steilheit des Geländes an meiner Umkehrstelle, sowie – blau eingezeichnet – den geländemäßig einfachsten Übergang zum Grünkogel.
Der Abstieg verlief also, abgesehen von einigen kleineren Varianten, wieder entlang des Anstiegsweges.
Ab dem späteren Nachmittags besserte sich das Wetter wieder, die hochliegenden, dünnen Wolken lösten sich allmählich wieder auf.
Noch bei Tageslicht kam ich bei dieser 11,5 stündigen Schneeschuhwanderung wieder zurück ins Tal. Bei optimaler Tagesausnutzung sind also jetzt schon wieder durchaus 12-stündige Wanderungen ohne Stirnlampe möglich.
Weitere Wandertouren mit Ausgangspunkt in Hallstatt
- Wandertour Niederer und Mittlerer Ochsenkogel – Hoßkogel und Hoßwand (24.08.2009)
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Weitere Wandertouren auf benachbarte Gipfel
- Schitour Krippenstein – Speikberg – Hirschberg (24.03.2010)
- Schneeschuhtour Hohe Scheibe –Großer Schwarzkogel (09.01.2009)
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- Wandertour „Am Stein“: Däumelkogel – Heilbronner Kreuz – Krippenstein (31.08.2008)
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- Schitour Speikberg – Zwölferkogel (16.03.2005)
Weitere Informationen zur Tour
Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Tags: Dachsteingebirge, Echerntal, Hallstatt, Oberösterreich, Salzkammergut, Schneeschuhtour, Tourenbericht