Das Entscheidung für das heutige (17.07.2011) Wanderziel war eine äußerst kurzfristige.

Beim Aufstehen um ca. 4:30 Uhr hatten wir jedenfalls noch keinen Plan, während des Frühstückens verdichteten sich die Gedanken zumindest einmal auf zwei in Frage kommende Tourengebiete, aber die endgültige Entscheidung fiel dann erst kurz nach der Abfahrt.

Nachdem ich bereits bei meiner letzten Wandertour über die Goldlacken auf den Stierkarkopf sehnsüchtig zu „IHR“  hinüber gesehen hatte, und ich „SIE“ bereits einmal über den Südgrat besucht hatte, wollte ich das für heute angekündigte Hochsommerwetter nutzen, um auch einmal gemeinsam mit Ingrid die Hochwildstelle zu erklimmen.

Viele Worte muss man über dieses große und großartige Wanderziel wohl nicht verlieren, so gut beschrieben ist dieser hoch über das Ennstal ragende Gipfel in den Niederen Tauern. Muss man nicht – kann man aber ;-).

Die Hochwildstelle ist der höchste Gipfel der Steiermark.

„Falsch“ werden jetzt viele sagen.

Der Hohe Dachstein, der „Fast-Dreitausender“, den Touristiker zur besseren Vermarktbarkeit wohl am liebsten persönlich auf den fehlenden 5 Metern mit selbst aufgehäuften Steinen erhöhen würden oder der Hochgolling, mit 2.862 Metern der höchste Gipfel der Schladminger Tauern sind doch um einiges höher, könnte der berechtigte Einwurf lauten.

Berechtigt – oder doch nicht ganz?

Denn beide Gipfel müssen wir uns mit anderen Bundesländern teilen.

Die Hochwildstelle aber – mit ihrer Höhe von 2.747 Metern – liegt zur Gänze auf steirischem Landesgebiet.

Aber genug der kleingeistigen Landesdünkel.

Viel wichtiger ist: Die Hochwildstelle ist nicht nur ein hoher, ein mächtiger, ein dominanter Berg, sondern auch ein sehr schöner, der sich aus verschiedensten Richtungen ersteigen läßt.

Wenn man kann. Denn ganz einfach ist er nicht. Trittsicher und Schwindelfrei sollte man schon sein, auch wenn sich die Kletterschwierigkeiten auf einige wenige Stellen beschränken und nur im untersten Schwierigkeitsgrad bewegen.

Die sehr langen Zustiege tun ihr übriges, dass die Hochwildstelle dem konditionsstarken Wanderer vorbehalten bleibt.

Tiefblick zur Hans-Wödl-Hütte am Hüttensee

Tiefblick zur Hans-Wödl-Hütte am Hüttensee

 

Das Tourengebiet

Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Seewigtal
Wandergemeinde: Gössenberg
Ausgangspunkt: Parkplatz Bodensee
Gebirgsgruppe: Schladminger Tauern

 

Tourengebiet Steirischer Bodensee - Hochwildstelle

Tourengebiet Steirischer Bodensee - Hochwildstelle

Routenverlauf Bodensee - Hans-Wödl-Hütte - Obersee - Hochwildstelle

Routenverlauf Bodensee - Hans-Wödl-Hütte - Obersee - Hochwildstelle

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304

Der Routenverlauf

Gössenberg / Bodensee – Hans-Wödl-Hütte – Hüttensee – Obersee – Robert-Höfer-Steig – Neualalmscharte – Kleine Wildstelle – Hochwildstelle – Am gleichen Weg zurück

Die Tourbeschreibung

Zeitgleich mit uns machten sich an diesem frühen Morgen noch weitere Wanderer auf den Weg vom großen Parkplatz beim steirischen Bodensee auf die Hochwildstelle.

Ein sehr sportlicher und wesentlich schnellerer Einzelgeher und 2 annähernd gleich schnelle Wanderer aus Graz (vermutlich Vater mit Sohn), die uns den ganzen Aufstieg über begleiten sollten – einmal kurz vor uns und dann wieder kurz hinter uns.

Im kühlen Schatten des engen Taleinschnittes wandern wir am steirischen Bodensee vorbei in den Talschluß, wo ein rauschender Wasserfall über die steilen Wände stürzt.

Noch kurz vor der Hans-Wödl-Hütte, alle 50 Höhenmeter zeigt ein Täfelchen die verbleibenden Rest-Höhenmeter an, gelangen wir in die Morgensonne, welche das von üppigem Grün und einer Vielzahl bunter Blumen bewachsene Plateau in ein herrliches Licht taucht.

Eine Gruppe Gröbminger überholt uns auf ihrem Weg zum Höchstein.

Ingrid (blauer Rucksack in Bildmitte) in der üppigen Pflanzenpracht

Ingrid (blauer Rucksack in Bildmitte) in der üppigen Pflanzenpracht

Am Hüttensee vorbei – wiederum im Schatten – erreichen wir über eine weitere Geländestufe den Obersee, dessen Auslauf sich in herrlich strukturierten Kaskaden ergießt.

Der Höfert-Steig zieht sich durch das dschungelartig anmutende, üppige Grün hoher Farne und großer „Plotschen“ (überdimensional große Blätter).

Auf der nächsten Geländestufe – bereits in der Sonne liegend – erkennen wir einige weitere Wanderer, die heute der Hochwildstelle zustreben. Bald erreichen auch wir diesen Abschnitt, um fortan heute immer in der Sonne zu wandern. Rasch trocknet die weiter unten im Dickicht feucht gewordene Kleidung.

Immer wieder machen wir kurz halt, um den Blick in die Tiefe über den Obersee schweifen zu lassen. Je höher wir am sich im Zick-Zack zunehmend steil nach oben schlängelnden Steig gelangen, umso besser erkennen wir auch den Hüttensee eine Etage tiefer.

Tiefblick von der Neualmscharte auf Hüttensee und Obersee

Tiefblick von der Neualmscharte auf Hüttensee und Obersee

 

Noch weiter oben – in der Neualmscharte auf 2.347 Meter Höhe – werden wir auch den dritten See der heutigen Tour – den steirischen Bodensee – nördlich unter uns überblicken.

Auf der Südseite erkennen wir den Wildlochsee und den großen Riesachsee, den ich bereits bei etlichen Wanderungen passiert hatte (u.a. bei der Wandertour über den Greifenberg in den Klafferkessel, bei der Süd-West-Überschreitung der Hochwildstelle, beim Besuch der Sonntagskarseen oder bei der Spätherbstwanderung zur Kotalm).

Ab der Neualmscharte wird der Weg nun anspruchsvoller. Einige ausgesetzte Passagen erfordern Schwindelfreiheit, ab und an benötigt man auf kurzen (einfachen) Kletterstellen auch die Hände. Über die schwierigsten Abschnitte helfen Eisenklammern hinweg.

Die 2 Grazer Wanderer heften sich nun an unsere Fersen. Für sie ist das heute nach einigen Schöckl-Besuchen die erste Wanderung des heurigen Jahres. Dafür haben sie sich ohnehin ein ehrgeiziges Tourenziel ausgesucht.

Über die Kleine Wildstelle nähern wir uns am Grat der steilen, finsteren Gipfelpyramide der Hochwildstelle. Aus der Entfernung scheint eine Besteigung der dunklen, abweisenden Felsen unmöglich. Der mitunter nicht immer bestens markierte Steig schwindelt sich aber geschickt an den Felsen entlang.

Gipfelkreuz auf der Hochwildstelle

Gipfelkreuz auf der Hochwildstelle

Schließlich stehen wir, neben etwa einem Dutzend weiterer Wander, beim hohen Gipfelkreuz auf der Hochwildstelle. Die meisten von ihnen werden später über den Südgrat absteigen.

Der Blick Richtung Süden auf weitere markante Gipfel der Schladminger Tauern wie Predigtstuhl, Kieseck und Waldhorn, Hochgolling oder Kasereck zeigt uns, dass wir uns heute für das richtige Tourengebiet entschieden haben.

Wolken im Süden um den Hochgolling

Wolken im Süden um den Hochgolling

Denn diese Gipfel verschwinden im Tagesverlauf immer wieder unter den aus Richtung Süden herandrängenden Wolken. Kurzzeitig – beim Abstieg – wird zwar auch bei uns die Sonne verdeckt, im Großen und Ganzen war das Wanderwetter heute aber recht angenehm.

Lediglich am Gipfel der Hochwildstelle ließ uns der frische Wind etwas frösteln. Ein Umstand, den sich die Leute im heißen Tal, denen wir davon erzählten, nicht vorstellen konnten.

Sogar ein kleines Schneefeld haben wir unterhalb der Neualmscharte angetroffen, welches die temporären Grazer Wanderbegleiter für eine Schneeballschlacht und wir für den Bau eines kleinen Schneemannes nutzten.

Beim Obersee haben sich am Nachmittag eine Reihe von Wanderern eingefunden, je weiter wir uns dem Hüttensee und der Hans-Wödl-Hütte nähern, umso größer wird das „Gewusel“.

Zuletzt führt uns der gut gesicherte Steig wieder hinab zum Bodensee, wo das „Verkehrsaufkommen“ nun seinen Höhepunkt erreicht.

Etwas später konnten wir in der Zeitung lesen, dass der steirische Bodensee bei der Platzwahl der Kleinen Zeitung den ausgezeichneten 2. Platz erreichen konnte. Nicht zu Unrecht, wie wir meinen.

Gratulation 🙂

Der finstere, steile Gipfelaufbau der Hochwildstelle

Der finstere, steile Gipfelaufbau der Hochwildstelle

Weitere Wandertouren über dem Seewigtal und auf Nachbargipfel

 

Weitere Informationen zur Tour

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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Ein Kommentar on Wandertour Obersee – Hochwildstelle

  1. […] der Schwierigkeit her läßt sich der Dreisteckengrat ziemlich gut mit der Bergtour auf die Hochwildstelle […]

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