Nach 6 Wanderungen in den Niederen Tauern in der Steiermark (2 davon in den Schladminger Tauern und gleich 4 in den Rottenmanner und Wölzer Tauern) habe ich mir heute (11.08.2011) ein Tourenziel in den Nördlichen Kalkalpen auserkoren.
Auf der Suche nach bislang von mir noch unbestiegenen Bergen wurde ich in den Berchtesgadener Alpen in Salzburg fündig.
Im Göllstock gab es noch zwei auf markierten Steigen erreichbare, etwas vorgelagerte Gipfel, die auf Grund ihrer bescheidenen Höhe auf den ersten Blick recht harmlos wirken.
Bärenstuhl (1.712) und Kleiner Göll (1.752)
Sieht man sich die Landkarte aber genauer an, erkennt man rasch, dass man auf Grund der niedrigen Ausgangslage von unter 500 Metern Seehöhe in Golling doch etliche Höhenmeter zu absolvieren hat.
Dazu kam, dass ich insgeheim ohnehin plante, meine Wanderung nach diesen 2 Gipfeln noch auszubauen. So wollte ich am Kuchler Kamm noch weiter westwärts über den Schönbachkopf und das Vordere Freieck auf das Hintere Freieck.
Ein Plan, der sich heute nicht ausgehen sollte – doch dazu mehr weiter unten.
Den markanten Göllstock, westlich von Golling und Hallein gelegen, habe ich bislang 2 Mal bewandert.
- Einmal von Norden: Wandertour vom Purtschellerhaus über den Hohen Göll zum Kehlsteinhaus
- Und einmal von Süden: Wandertour über das Stahlhaus zum Hohen Brett und Großen Archenkopf
Heute also sollte der östliche Ausläufer an die Reihe kommen, wobei ich bis zum Kleinen Göll entlang der markierten Wanderwege keine Probleme erwartete.
Über den weiteren Routenverlauf am Kuchler Kamm konnte ich vorab leider nicht allzu viele aussagekräftige Informationen finden.
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Das Tourengebiet
Tourenregion: Göllstock
Wandergemeinde: Golling
Ausgangspunkt: Parkplatz Gollinger Wasserfall
Gebirgsgruppe: Berchtesgadener Alpen
Der Routenverlauf
Golling / Parkplatz Gollinger Wasserfall – Bärenstuhl – Kleiner Göll – Schönbachkopf – Am Anstiegsweg zurück
Die Tourbeschreibung
Nachdem die Temperatur bei der Anfahrt zwischen Schladming und Radstadt auf 4°C gefallen war (aber immerhin Plusgrade ;-)), starte ich meine Wanderung bei mittlerweile doppelt so hohen +8°C beim frühmorgens noch ruhigen Parkplatz des Gollinger Wasserfalles.
Eine Markierungstafel weist den Weg zum Kleinen Göll, die angeschlagenen 4 Stunden Aufstiegszeit erscheinen mir für die 1.260 Höhenmeter etwas zu hoch. Und tatsächlich wurde diese Zeit schon wenig später auf realistischere 3 Stunden reduziert.
Nach einer kurzen flacheren Schotterstraße führt der Steig bald in den Wald hinein. Steil und auch ein wenig monoton windet sich das Weglein fortan in die Höhe, mehrmals werden Forststraßen gequert.
Auf Grund der vielen Regenfälle der letzten Tage sowie der nordseitigen Lage im meist dichten Wald ist der Steig ziemlich rutschig.
Auf einer Höhe von etwa 1.460 Meter treffe ich auf eine lustig aus einem Rohr heraussprudelnde Quelle. In der Nähe lugt eine kleine Jagdhütte durch die Bäume.
200 Höhenmeter später teilt sich der Wanderweg. Nach links – Richtung Osten – geht es zum Bärenstuhl hinüber. Nach rechts steigt man zum Kleinen Göll auf. Ich entscheide mich zuerst für den erstgenannten Gipfel.
Zunächst quert man in einer Gasse durch die Latschen, danach heißt es sogar, wieder einige Meter abzusteigen, ehe der Schlußanstieg durch steilere Felsen in leichter Kraxelei zum Gipfelkreuz am Bärenstuhl hinaufführt.
Der Ausblick von diesem einsam stehenden Felsturm ist großartig und auch die Temperatur ist jetzt in der Sonne sehr angenehm, so dass ich ein bißchen länger als geplant am Gipfel verweile.
Beim Rückweg gilt es zunächst wieder zur Weggabelung zurück zu wandern. Von hier sind beide Gipfel mit 30 Minuten Gehzeit angeschrieben. Was für den Bärenstuhl annähernd stimmt, ist – zumindest bei mir – beim Kleinen Göll zu hoch gegriffen.
Denn bereits nach 10 Minuten stehe ich beim Gipfelbuch am Kleinen Göll.
Zieht man den Abstecher zum Bärenstuhl ab, habe ich etwas weniger als 3 Stunden für den Kleinen Göll benötigt.
Dass es auch wesentlich schneller geht, beweist eine Eintragung im Gipfelbuch: 1 Std. 50 Minuten hat da jemand stolz vermerkt.
Andere Wanderer wiederum haben mit 8 Stunden deutlich länger gebraucht. Vielleicht haben sie sich aber mit den im Gipfelbuch vermerkten 5,5 Liter Bier auch nur das falsche Getränk ausgesucht ;-).
Ich bleibe nicht lange am Kleinen Göll, vielmehr reizt mich jetzt der weitere, nunmehr unmarkierte Routenverlauf auf die im Westen imposant aufragenden Felsgipfel um das Hintere Freieck.
Allerdings gehe ich etwas zu ungestüm ans Werk. Anstatt auf deutliche Anzeichen eines Steiges zu achten (abgeschnittene Latschenäste, Steinmandln) folge ich der erstbesten Latschengasse. Ein Fehler, der sich heute noch mindestens fünf Mal wiederholen sollte.
Zu verlockend zeigen sich immer wieder vermeintliche Wege durch das Latschenlabyrinth, aber letztendlich enden viele dieser Wildsteige dann im Dickicht.
Dabei wäre der korrekte Weg – wenn man die Augen konzentriert offen hält – im Nachhinein betrachtet wirklich mit Steinmandln recht gut gekennzeichnet. Und auch wenn links und rechts wesentlich besser und einfacher erscheinende Abzweigungen weggehen: Nicht folgen, man wird es wenig später bereuen.
Aber auch trotz dieser Steinmarkierung handelt es sich keineswegs um einen einfachen Weg. Mühsam heißt es Felsspalten und dunkle Dolinenklüfte zu überklettern, teilweise auch nahe am Abgrund. Ständig geht es auf und ab, das gerillte und von der Witterung zerfressene Karstgelände ist äußerst „unruhig“. Stellenweise sind die Latschengassen schon verwachsen und sobald man nicht aufpasst, hat man schon wieder die nächste Abzweigung übersehen.
Am Schönbachkopf, auf 1.870 Meter Höhe, gönne ich mir deshalb erst einmal eine Pause.
Nicht zuletzt auch, um die unzähligen, stechenden Latschennadeln aus den Schuhen zu schütteln.
Als ich dann beim Weiterweg 2 weitere Male von der richtigen Route abweiche und vor einem Abgrund stehe, schwindet meine Motivation allmählich und weil ich schon viel mehr Zeit benötigt habe, als veranschlagt, beschließe ich, die Beschreitung des Kuchler Kammes auf ein anderes Mal zu verschieben.
Beim Abstieg treffe ich am Kleinen Göll 2 Wanderer an. Weiter unten im Wald kommen mir 2 weitere Wanderer entgegen.
Wesentlich verkehrsreicher und lauter geht es dann im Umfeld des Gollinger Wasserfalles zu.
Alles in allem sind Bärenstuhl und Kleiner Göll herrliche Aussichtsberge. Für den weiteren Wegverlauf am Kuchler Kamm sollte man sich aber besser vorbereiten bzw. ausreichend Zeit mitbringen. Und auch eine Spur Masochismus schadet nicht ;-).
Bisherige Touren in der Umgebung von Golling
- Wandertour Hohes Brett – Großer Archenkopf (09.10.2010)
- Vom Bluntautal zur Kammüberschreitung Schneibstein – Windschartenkopf – Schlumkopf – Hochseeleinkopf (19.09.2009)
- Bergtour und Grenzgang Hoher Göll – Kehlstein (12.11.2005)
Weitere Touren auf Nachbargipfel im Süden:
- Wandertour Ostpreußenhütte – Gamskarkogel (Hochkönigstock)
- Wandertour Rifflkopf – Hochgschirr (Hagengebirge)
- Wandertour Tristkopf (Hagengebirge)
- Wandertour Eisriesenwelt – Hochkogelsteig – Raucheck (Tennengebirge)
- Wandertour Hochkogel – Tiroler Kogel (Tennengebirge)
- Bergtour Knallstein – Wieselsteine (Tennengebirge)
Weitere Informationen zur Tour
Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Tags: Berchtesgadener Alpen, Golling, Göllstock, Salzburg, Tourenbericht, Wandertour