Im Laufe eines Wandererlebens entwickeln sich bei der Tourenwahl gewisse Regelmäßigkeiten. So ist es bei mir schon Tradition, neben einer Winter-Abschlußtour im Toten Gebirge auch eine markierungslose Sommer-Tour am Karstplateau zu unternehmen.

Und auch wenn die noch unbesuchten Wanderberge schon sehr rar werden, findet sich bei intensiverem Studium der Landkarten doch noch immer der eine oder andere Steig fernab der traditionellen Wanderrouten, der eine Begehung verdient.

Natürlich ist bei solchen Touren nicht immer gewährleistet, dass man auf gut präparierten Wegen wandert. Eine weitere Herausforderung stellt die Orientierung dar – obgleich dem aufmerksamen Wanderer meist in regelmäßigen Abständen errichtete Steinmandln recht gut den Weg weisen.

Aber gänzlich verlassen sollte man sich darauf nicht. So habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, die geplante Wanderroute schon vorab zu Hause am GPS-Gerät abzuspeichern und mich an diesem Routenverlauf zu orientieren.

Heute (14.08.2011) wollten wir einige Wandergebiete besuchen, die ich in den letzten Jahren bei diversen Sommer-Wanderungen und Schneeschuhtouren zumindest ansatzweise schon „berührt“, aber noch nie durchgängig beschritten hatte.

Insbesondere freute ich mich schon auf den Übergang von der Breitwiesenalm über die Steinerne Stiege ins Widderkar und weiter über eine kleine Jagdhütte zum Aibl.

Als Krönung wollten wir dann noch dem bereits im Vorjahr besuchten Gipfelkreuz am Südgipfel der Dreibrüderkögel einen Besuch abstatten.

Tiefblick vom Dreibrüderkogel zum Grundlsee

Tiefblick vom Dreibrüderkogel zum Grundlsee

 

Das Tourengebiet

Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Salzkammergut
Wandergemeinde: Grundlsee
Ausgangspunkt: Parkplatz Appelhaus / Henaralm
Gebirgsgruppe: Totes Gebirge

 

Tourengebiet Breitwiesenalm - Widderkar - Dreibrüderkogel

Tourengebiet Breitwiesenalm - Widderkar - Dreibrüderkogel

Routenverlauf Breitwiesenalm - Widderkar - Dreibrüderkogel im unteren Abschnitt (Talnähe)

Routenverlauf Breitwiesenalm - Widderkar - Dreibrüderkogel im unteren Abschnitt (Talnähe)

Routenverlauf Breitwiesenalm - Widderkar - Dreibrüderkogel im oben Abschnitt (am Plateau)

Routenverlauf Breitwiesenalm - Widderkar - Dreibrüderkogel im oben Abschnitt (am Plateau)

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304


Der Routenverlauf

Parkplatz Appelhaus / Henaralm – Almbergweg – Breitwiesenalm – Steinerne Stiege – Widderkar – Aibl – Dreibrüderkogel-Südgipfel – Gößler Alm – Zimitzalm – Grundlsee – Ausgangsparkplatz

Die Tourbeschreibung

Gleich vom Ausgangsparkplatz, ca. 30 Höhenmeter über dem nebelverhangenen Grundlsee, steigt der markierte Wanderweg Richtung Appelhaus im Wald steil bergan, sodass wir rasch zu „dampfen“ beginnen. Nach der Querung einer Forststraße, die am frühen Morgen bereits von einigen „Auto-Wanderern“ zur Abkürzung der Anstiegszeit genutzt wurde, folgen wir einem gut ausgeschnittenen Pfad durch hohes Gras. Abermals steil bergan.

Bei meiner Schneeschuhwanderung auf den Siniweler am 18. April bin ich hier noch dem weit ausholenden Forstweg gefolgt.

Nebelmeer über dem Grundlsee

Nebelmeer über dem Grundlsee

Obwohl sich am Almbergweg immer wieder faszinierende Tiefblicke über das den Grundlsee bedeckende Nebelmeer bieten, beginnt der spannende Teil unserer Wanderung eigentlich erst mit Erreichen des Hochplateaus auf 1.600 Meter Seehöhe.

Durch Gräben und über etliche Hügel und Täler zieht sich der gut begehbare Wandersteig bis zu einer Weggabelung. Nach Nordwesten (links) geht die Markierung weiter Richtung Appelhaus. Wir wählen aber das nur spärlich und ansatzweise im nassen Gras erkennbare und gelegentlich von Steinmandln gesäumte Steiglein Richtung Nordosten.

Um uns herum eine Reihe das Hochplateau überragende Gipfelerhebungen, die ich allesamt bereits besucht habe. Schönberg, Kleiner und Großer Gsollberg im Nordwesten, Backenstein, Häuslkogel, Reichenstein und Siniweler im Südosten. Und im Osten der Breitwiesberg, den wir jetzt an seiner West- und Nordseite umwandern werden.

Obwohl nicht markiert, ist der Wegverlauf ziemlich klar. Einzig der viele Schlamm und etliche Wasserlacken sind für das Tote Gebirge etwas ungewöhnlich. Da uns diese Wegbeschaffenheit heute einen Großteil der Tour über begleiten sollten, könnte ich mich fast zu der Behauptung hinreissen lassen: Das Tote Gebirge ist äußerst wasserreich.

Natürlich sieht es weiter östlich am Karstplateau schon wieder ganz anders aus. Auch in Regensommern wie 2011.

Weiter im Norden werden wir von den in allen Tonlagen bimmelnden, schellenden und klingenden Glocken des Almviehs zwischen Brunnwiesenalm und Breitwiesenalm begrüßt. Eine sehr idyllische Atmosphäre.

Die Breitwiesenalm wird ihrem Namen gerecht

Die Breitwiesenalm wird ihrem Namen gerecht

Unser Weg dreht nun nach Osten und je weiter wir uns der Breitwiesenalm annähern, desto sumpfiger wird das Gelände. Der Name für diese Alm könnte nicht treffender gewählt worden sein. In einer weiten Mulde zwischen Breitwiesberg im Süden und Redendem Stein im Norden breitet sich die bräunlich gefärbte Almwiese aus.

Mich erinnert das Gebiet an einen Western, fehlt nur noch, dass Bisons an uns vorbei stampfen. Achtsam queren wir die Sumpfwiesen bis zu deren nordöstlichen Rand, wo das Gelände wieder zu steigen beginnt und Steinmandln den weiteren Wegverlauf weisen.

Schowodinkar und Himmelkare heißen die von unzählichen Mulden und gerillten Karrenplatten durchzogenen Hochflächen, die ich bereits im April 2010 bei meiner Schneeschuhwanderung über den Widderkarkogel kennenlernen konnte.

Gegen Westen steigt das Gelände noch einmal an, ehe wir die Lange Wand erreichen.  Von hier führt ein Steig über die sogenannte Steinerne Stiege am Rande überhängender Felsen steil nach unten ins Widderkar, wo wir uns zur Jause niederlassen.

Die Temperaturen sind angenehm, nur dünne Schleierwölkchen zieren den ansonten blauen Himmel, allerdings ist es ziemlich dunstig.

Nach der Pause gestärkt durchqueren wir das Widderkar bis zu einer kleinen Jagdhütte (1.636) – auch hier helfen immer wieder Steinmandln bei der Orientierung.

Das landschaftlich eindrucksvolle Gebiet war uns bereits von einer Wanderung auf den Hinteren Bruderkogel bekannt.

Nicht bekannt war uns allerdings der weitere Wegverlauf zum Aibl.

Wir folgen den Steinmandln am auch hier weitgehend ziemlich schlammigen Pfad. Durch Latschengassen und steinübersäte Felder, an haushohen Felsblöcken vorbei, entlang der unteren Ausläufer der steilen Schotterflanken auf der Westseite der Dreibrüderkögel.

Großartige Landschaftsimpressionen westlich der Dreibrüderkögel

Großartige Landschaftsimpressionen westlich der Dreibrüderkögel

Gelegentlich ein Schuhabdruck im Erdreich weist darauf hin, dass dieser Steig nicht gänzlich unbegangen ist. Und die Begehung lohnt sich auf Grund der großartigen Landschaftsimpressionen allemal.

Die schroffen Felszacken der Dreibrüderkögel gleich in der Nähe, die senkrecht abfallenden Felswände von Siniweler und Reichenstein auf der anderen Seite des Widderkars, und in der Ferne die glänzenden Gletscher am Dachsteingebirge.

Mit Annäherung an den Aibl-Sattel werden wir wieder vom Gebimmel der Kuhglocken der Almrinder in Empfang genommen.

Da der Tag noch jung ist, steht einer Besteigung des nahe gelegenen Dreibrüderkogel-Südgipfels nichts im Wege.

Nach kaum einer halben Stunde stehen wir beim Gipfelkreuz, 3 Wanderer brechen kurz vor unserer Ankunft vom Gipfel auf.

Am Dreibrüderkogel-Südgipfel

Am Dreibrüderkogel-Südgipfel

Herrliche Aus- und Tiefblicke. Zum direkt unter uns liegenden Dreibrüdersee, zum Grundlsee, wo wir unsere heutige Rundwanderung gestartet haben. Und in nächster Nähe eine Reihe von Wandergipfeln im Umfeld der Pühringer Hütte: Salzofen und Wildgößl, Rotgschirr und Elm. Sogar ein Zipfelchen des Hinteren Lahngangsees können wir erhaschen.

Für den Abstieg wählen wir nun die Route über den Aibl-Sattel hinunter zur Gößler Alm. Je weiter wir jetzt ins Tal hinab gelangen, umso mehr schlägt uns drückend-schwüle Luft entgegen.

Abstieg über die Gößler Alm

Abstieg über die Gößler Alm

Bei einer Forststraße auf etwa 1.130 Meter Höhe folgen wir der Beschilderung zur Zimitzalm, die wir bereits eine Viertelstunde später erreichen. Auf dem parallel zum Zimitzbach und seinem Wasserfall verlaufenden Wanderweg im schattigen Wald lassen sich die heißen Temperaturen gleich viel besser ertragen.

Dieser Hitze können wir dann bei den letzten fast 3 Kilometern entlang des gut besuchten Grundlsees zurück zum Ausgangsparkplatz leider nicht mehr entgehen.

Fazit der Tour:

Wären die Wege nicht ganz so schlammig und die Luft trockener und klarer gewesen, würde ich die heutige Wanderung als absolute Traumtour bezeichnen. Aber auch so bietet diese meist einsame, am Plateau weitgehend auf unmarkierten, lediglich mit Steinmandl gekennzeichneten Steigen verlaufende Wandertour viele landschaftliche Leckerbissen.

Kreuz-Kapelle am Grundlsee

Kreuz-Kapelle am Grundlsee

 

Bisherige Wandertouren mit Ausgangspunkt beim Grundlsee

Weitere markierungslose Sommer-Wanderungen im Toten Gebirge

 

Weitere Informationen zur Tour

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenbuch

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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