Nach der gestrigen doch einigermaßen kräftezerrenden Predigstuhl-Überschreitung haben wir uns für heute (18.08.2011) ein vergleichsweise einfaches Wanderziel ausgesucht, bei dem wir auch ein bißchen länger (bis 1/2 6 Uhr) ausschlafen konnten.

Auch heute wollten wir angesichts der hervorragenden Wetterprognosen für den heißesten Tag der Woche wieder in den Schladminger Tauern unterwegs ein. Ein Start in größerer Höhe sollte uns Aufstiegs-Schweiß weitgehend ersparen.

Das Tourenziel hat voriges Jahr Aufnahme unter meinen persönlichen Favoriten für die schönsten Natur- und Fototouren in der Dachstein-Tauern-Region gefunden: Die über die Ursprungalm und die Giglachseen verhältnismäßig einfache erreichbare Steirische und Lungauer Kalkspitze.

 

Die Steirische Kalkspitze bei der Anfahrt

Die Steirische Kalkspitze bei der Anfahrt

 

Das Tourengebiet

Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Ursprungalm – Giglachseen
Wandergemeinde: Pichl-Preunegg / Rohrmoos-Untertal
Ausgangspunkt: Ursprungalm
Gebirgsgruppe: Schladminger Tauern

 

Tourengebiet Ursprungalm - Giglachsee - Kalkspitzen

Tourengebiet Ursprungalm - Giglachsee - Kalkspitzen

Routenverlauf auf Steirische und Lungauer Kalkspitze

Routenverlauf auf Steirische und Lungauer Kalkspitze

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304


Der Routenverlauf

Ursprungalm – Preuneggsattel – Giglachseehütte – Znachsattel – Akarscharte – Steirische Kalkspitze – Lungauer Kalkspitze – Am Anstiegsweg zurück

Die Tourbeschreibung

Bereits von weit unten im Tal am Weg auf der fast ebenen Almstraße bis zur Moarhofalm zeigt sich die Steirische Kalkspitze mit stolzem, keck in den Himmel gerichtetem Haupt.

Steil führt sie in der Folge hinauf – die Schotterstraße zur Ursprungalm. Sehr steil und kurvig.

Die Maut war dann oben am Parkplatz bei einer netten Dame im Straßenaufsicht-Jeep zu entrichten. 3,60 Euro pro Person.

An den noch im kühlen Schatten liegenden, verschlafen wirkenden Hütten des „Heidi-Dörfels“ (in den 1980-er Jahren wurde hier ein Heidi-Film gedreht) führt uns der breite Almpfad hinauf zum Preuneggsattel und der gleich dahinter liegenden Giglachseehütte, wo uns die Sonne in Empfang nimmt.

 

Am Preuneggsattel mit Blick zur Steirischen Kalkspitze

Am Preuneggsattel mit Blick zur Steirischen Kalkspitze

 

Ein Stück noch südwärts bis zum Znachsattel (2.059), dann dreht die Gehrichtung nach Westen. Vor uns erkennen wir schon einige Wanderer-Gruppen und kleinere Kolonnen. Das ist der Preis für die leichte Erreichbarkeit und das unschwierige Gelände.

Die herrlichen Landschaftsimpressionen sind es aber allemal wert, einmal nicht gänzlich einsam unterwegs sein zu können.

Am Fuße der Lungauer Kalkspitze entlang

Am Fuße der Lungauer Kalkspitze entlang

 

Wir beschließen, oben in der Akarscharte den Gipfel zuerst zu gehen, auf dem weniger Ausflügler unterwegs sind. Nur blöd, wenn sich die Wandererscharen dann gerecht auf beide Gipfel verteilen ;-).

Also wählen wir zunächst den Anstieg auf die etwas schwierigere Steirische Kalkspitze. Kurze, leicht ausgesetzte Passagen im brüchigen Fels bereiten dem einen oder anderen Wanderer sichtliche Probleme. Auch der Felsübergang zum Gipfelkreuz läßt so manchen schon weiter vorne auf der Wiese verweilen.

 

Tiefblick zu den Giglachseen

Tiefblick zu den Giglachseen

 

Der Ausblick ist großartig, die Temperaturen jetzt vom feinsten. Lediglich nach und nach aufziehende, stärkere Quellbewölkung trübt den sonnigen Eindruck etwas. Nachdem aber in der Wettervorhersage prognostiziert wurde, dass Gewitter heute so gut wie ausgeschlossen sind, machten wir uns keine Gedanken.

Fast senkrecht unter uns die Hütten der Ursprungalm. In der Ferne das markante Dreigestirn der höchsten Dachsteingipfel Hoher Dachstein – Mitterspitz – Torstein.

Vergleichsweise niedrig wirkt dagegen die formschöne Bischofsmütze im Gosaukamm.

Der Tiefblick nach Osten zeigt etliche Wanderer, die Ameisen gleich, Richtung Giglachseen aufsteigen.

Weiter östlich – hinter Sauberg und Vetternspitzen – der dominante Hochgolling, weiter südlich der unverkennbare Spitz des Kasereck.

Nördlich des Hochgolling die markante Gipfelpyramide des Höchstein, nicht weit davon entfernt die Hochwildstelle.

Im Südwesten und Westen erkennen wir im zunehmenden Dunst die höchsten Gipfel der Hohen Tauern. Von den Gletscherregionen der Hochalmspitze über den Ankogel zum Großglockner.

Am Gipfel herrscht eine reges Kommen und Gehen teilweise äußerst mitteilungsbedürftiger Menschen, welche die anderen Bergwanderer lautstark an ihren privatesten Geschichten teilhaben lassen.

Eine bekannte Situation auf leicht erreichbaren, vielbegangenen Modebergen. Ebenso üblich wie das „Nichtgrüßen“ der Bergkameraden, welches teilweise soweit geht, dass so mancher Wanderer mit mürrischem Gesichtsausdruck und gesenktem oder abgewandtem Blick über die Steige schleicht, nur um ja nicht dem Entgegenkommenden ins Gesicht blicken oder ihn gar grüßen zu müssen.

Als dann ein Bergfex hartnäckig darauf bestand, die 2.459 Meter hohe Steirische Kalkspitze, würde 2.486 Meter hoch sein, weil ihm sein GPS-Gerät das anzeigte und ein anderer Wanderer – nach Norden zum Großen Priel weisend – seinem Kameraden selbstbewußt das Tote Gebirge als Hochschwab verkaufen wollte, haben wir uns wieder vom Gipfel verzogen.

Einerlei, wir wußten, auf was wir uns mit den Kalkspitzen einlassen würden.

Bei zunehmender Bewölkung stiegen wir dann in die Akarscharte ab und in die andere Richtung wieder auf zum Gipfelkreuz auf der Lungauer Kalkspitze, wo zwar nicht ganz soviele Wanderer verweilen (hier wäre auch wesentlich mehr Platz zum Ausweichen), dafür werden wir aber bald von Mückenschwärmen umkreist, weshalb wir nicht lange am Gipfel bleiben.

 

Blick von der Lungauer zur Steirischen Kalkspitze

Blick von der Lungauer zur Steirischen Kalkspitze

 

Zurück am nur kurz etwas schmaleren, im Großen und Ganzen aber einfachen Bergrücken hinab in die Akarscharte und abwärts am Anstiegsweg.

In einer Felsmulde treffen wir auf 2 Ziegen. Ein Weibchen mit hellem Glöckchen und einen sich etwas eigenartig benehmenden Bock, der sich mit hechelnder Zunge sehr liebesbedürftig seiner Angebetenen zu widmen schien und uns nicht weiter beachtete.

 

Anfangs fanden wir die Ziegen noch ganz witzig

Anfangs fanden wir die Ziegen noch ganz witzig

 

Einige Minuten später rannte ein junger Mann in höllischem Tempo an uns vorbei. Kurz darauf folgten unter dem Gebimmel der Glocke die Ziegen.

Was wir vorerst noch höchst amüsant fanden, sollte sich in der nächsten halben Stunde zunächst zu einer lustigen Unterhaltung, später zu einem lästigen Erlebnis entwickeln.

Die Ziegen konnten dem jungen Mann nicht mehr folgen, stattdessen hielten sie sich jetzt an uns. Die Geiß war etwas scheuer, der Bock gebärdete sich aber recht penetrant. Nicht angriffslustig oder gefährlich, wie wir zunächst befürchteten.

Aber sehr „anhänglich“.

Fortwährend wiederholte sich nun folgendes Szenario: Der Bock stellte sich uns mitten in den Weg, so dass wir nicht an ihm vorbekamen. Weder Rufen noch Anstupsen mit den Stöcken konnte ihn irritieren.

Ging man vorbei, überholte er über die Wiesen und stellte sich wieder mitten auf den Weg.

Blieb man aber stehen, begann er in höchster Erregung zu zittern und wie eine Antenne begann er sein „Zipferl“ auszufahren. Blieb man dann noch immer stehen, begann er uns auf die Schuhe zu urinieren.

Wich man rasch aus und stürmte an ihm vorbei, fuhr er seine „Antenne“ wieder ein und lief noch schneller (Ingrid kam wegen ihres schmerzenden Knies nicht allzu rasch voran) an uns vorbei um uns abermals den Weg zu versperren.

 

Der Bock und seine "Antenne"

Der Bock und seine "Antenne"

 

Wie gesagt – eine halbe Stunde das gleiche Spiel.

Wir hofften, die Ziegen an einigen entgegenkommenden Wanderern „abstreifen“ zu können, diese schienen aber nicht so interessant zu sein.

2 Mal hatten wir es schon fast geschafft, sie eine größere Distanz hinter uns zu lassen. Aber bald kam das nun schon etwas nervige Gebimmel der Ziegen-Glocke hinter uns wieder näher.

Als wir die Hoffnung schon aufgegeben hatten, unsere anhänglichen Begleiter vor der Giglachseehütte wieder loszuwerden und uns auch schon einige Rezepte für Ziegensuppe überlegten ;-), konnten wir ein Wanderer-Paar überholen.

Zwar nicht sehr fair, aber wirkungsvoll. Denn der Plan hatte geklappt – die Ziegen blieben bei ihren neuen Weggefährten hängen (Entschuldigung an dieser Stelle, dass wir Euch das angetan haben – aber wie Ihr uns beim Vorbeigehen erzählt habt, hattet Ihr in der Türkei ohnehin schon schlimmere Ziegen-Erlebnisse).

Endlich von dem anhänglichen Ziegen-Paar befreit, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Die Ziegen gehörten vermutlich zur Giglachseehütte und waren darauf dressiert, die absteigenden Wanderer so lange zu nerven, bis diese zur Einkehr in die Hütte flüchten :-).

 

Beim Rückweg an den Giglachseen vorbei

Beim Rückweg an den Giglachseen vorbei

 

Der restliche Weg zurück zum prall gefüllten Parkplatz gestaltete sich dann ohne besondere Vorkommnisse.

Auch wenn einige meiner Bemerkungen in diesem Tourenbericht zynisch klingen mögen, für mich zählen die Kalkspitzen dennoch zu den schönsten Gipfel-Touren der Schladminger Tauern.

 

Bisherige Wanderungen im Tourengebiet zwischen Giglachsee und Oberhüttensee

 

Weitere Informationen zur Tour

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenbuch

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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