Das zu den Oberösterreichischen Voralpen zählende Sengsengebirge kannte ich bislang nur von einem Besuch im Sommer, als Ingrid und ich am 12.07.2009 eine Wander-Rundtour über den höchsten Gipfel dieser Gebirgsgruppe – den Hohen Nock – absolvierten und dabei auch noch die Gipfelnachbarn Seekopf (Seehagelmauer) und Hagler mitnahmen.

Am Samstag, den 23.01.2010 wollte ich auch winterliche Eindrücke aus diesem weit in den Norden vorgelagerten Ausläufer der Alpen gewinnen. Als Tourenziel hatte ich mir den Rohrauer Größtenberg auserkoren.

Die Lage der Wanderregion in Österreich

Die Anfahrt zum Ausgangspunkt beim Koppengut ist fast ident mit jener zum Hohen Nock. Von Windischgarsten nach Rading. Jetzt aber nicht ins Rettenbachtal hinein fahren, sondern noch ein Stück geradeaus bis zum Parkplatz vor dem Gehöft Koppen (ca. 600).

Wanderregion Sengsengebirge

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304

Der Weg führt mich zunächst links am Bauernhof vorbei über die geräumte Forststraße nordwestwärts bis zu einer markanten 180°-Kehre. Hier halte ich mich – der Sommermarkierung zum Saubachgut folgend – geradeaus. Es folgt ein steiles Waldstück. Wer hier Probleme hat, könnte den Waldaufschwung zwar am langgezogenen Forstweg umgehen, ich sehe es aber als gute Eingewöhnung und Vorbereitung auf die Schlüsselstellen der Tour, die weiter oben beim Steilstück auf den Brettstein warten.

Die Forststraße wird einige Male gequert, der Ausblick ist bescheiden, und deshalb möchte man diesen Tourabschnitt einfach schnell hinter sich bringen. Bei einer Höhe von etwa 900 Meter erhält man Ausblick über die freien, flachen Wiesen beim Saubachgut.

Bis hierher war ich im kalt-feuchten Nebel unterwegs, bald aber zeigten sich die ersten sonnenbestrahlten Baumwipfel und hin und wieder gab der Wald den Blick über die nebelverhangenen Täler frei.

Die Nebel lichten sich

Die Wanderrichtung dreht nun zunächst nach Norden, später nach Nordosten. Durch den Wald, über Hohlwege, einige Male auch Forstwege überschreitend, hält man sich am besten bis zu einer Höhe von ca. 1.130 Meter immer an die Sommermarkierung. Hier wählt man aber jetzt die Route direkt durch den Wald in gerader Linie bergwärts, bis man auf die Forststraße gelangt, die in der Folge zur Kogleralm führen würde.

In direkter Falllinie steigt man aber – wieder über steilen Wald – auf den Brettstein auf. Immer wieder erfordern umgestürzte Bäume gelegentlich einige, kleinere Umwege, es ist aber nicht so, dass man sich im Dickicht verfangen würde.

Viele umgestürzte Bäume im Wegverlauf

Vom Brettstein führt die weitere Route nun fast eben bzw. sogar ganz leicht fallend nach Osten, ehe es über eine von weitem sichtbare, namenlose Erhebung wieder aufwärts geht. Am Plateau dieser Erhebung angekommen, dreht die Route wieder mehr nach Norden.

Der Weg wird wegen der nicht unbeträchtlichen, aber grundlosen, Schneemassen in den ausgedehnten Latschenfeldern zunehmend mühsam.

Durchschnittliche Einsinktiefen von 20 bis 30 cm im lockeren Pulverschnee erfordern entsprechende Spurarbeit. Kraftraubender und lästiger ist aber das abrupte Einbrechen in den Latschen – an einer Stelle kann ich mich nur mehr im letzten Augenblick abstützen, als ich bis zu den Achseln in einem Schneeloch (Felsspalte?) verschwinde.

Einige Male muß ich wieder ein Stück zurück, um eine bessere Durchschlupfmöglichkeit zu finden. Für Schneeschuhe wäre etwas mehr und vor allem gut gesetzte Schneeauflage wünschenswert, mit Tourenschi würde ich hier derzeit um viel Geld nicht gehen wollen, zumal auch immer wieder Steine und Felsen ganz knapp unter der Schneeoberfläche liegen.

Die Latschenfelder erfordern vorausschauendes Gehen und eine Portion Leidensfähigkeit

Obwohl ich 2 Mal mittelernst mit dem Gedanken des Umkehrens gespielt habe, bin ich dann doch endlich auf den Gipfel des Rohrauer Größtenberg gelangt (die Aufstiegszeit getraue ich mich aber nicht zu nennen).

Statt einem Gipfelkreuz wartet ein Wegweiser am höchsten Punkt.

Wegweiser statt Gipfelkreuz am Rohrauer Größtenberg

War es beim mühsamen Aufstieg in der Sonne recht warm, so blies mir jetzt am Gipfel kalter Wind um die Nase.

Dennoch ließ ich mich davon nicht abhalten, die äußerst sehenswerten Landschafts-Impressionen mit dem weitläufigen Nebelmeer im Norden und den prächtigen Gipfeln des Toten Gebirges und der Ennstaler Alpen im Süden sowie den Gipfelnachbarn des Sengsengebirges im Osten und Westen visuell und fotografisch einzufangen und zu genießen.

Ausblick nach Osten zum Hohen Nock

Der Abstieg – zumeist in der Aufstiegsspur – ging trotz einiger “Schnee-Einbrüche” und “Ausrutscher” auf geringer Schneedecke im Steilwald jetzt deutlich einfacher und rascher vonstatten.

Hinweis:

Abweichungen von der von mir skizzierten Route sollten nicht unternommen werden, da sich a) in der Gruben im Nationalpark Kalkalpen ein sensibles Wild-Rückzugsgebiet befindet und b) etliche Spalten und Dolinen bzw. einige lawinengefährdete Hänge abseits der Winter-Route gefährlich werden können.

Fazit:

Die Wintertour auf den Rohrauer Größtenberg bietet herrliches, weitläufiges und einsames Schneeschuhgelände. Einsteigern würde ich diese Schneeschuhwanderung allerdings nicht empfehlen. Neben einer guten konditionellen  Konstitution ist in den Steilwaldabschnitten auch Schneeschuh-Übung erforderlich und bei geringeren Schneehöhen sollte man in den Latschenfeldern neben der Fähigkeit des “Geländelesens” auch eine gehörige Portion Leidensfähigkeit mitbringen.

Aktuelle Schneehöhen:

  • Koppen bis Saubachgut: 1 bis 3 cm Neuschnee (in Summe nicht mehr als 5 cm)
  • Saubachgut bis Brettstein: 5 bis 10 cm neuer Pulverschnee (in Summe bis zu 20 cm)
  • Oberhalb vom Brettstein: Einsinktiefen 20 bis 30 cm im lockeren Pulverschnee. Gesamtschneehöhe stark schwankend, aber kaum Grund.

Weitere Informationen zu dieser Tour:

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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